Unter Freunden:Perfekt improvisiert

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Ein Lob des Schauspielers Matthias Brandt auf Jens Thomas, der im Volkstheater Klavier spielt

Protokoll von Susanne Hermanski

Dem Schauspieler Matthias Brandt kauft man alles ab: den Polizisten mit Adelsprädikat ("Polizeiruf 110"), einen Vater mit Lernbehinderung ("In Sachen Kaminski"), ja sogar einen wirklich guten Politiker ("Männertreu"). Und wenn man Brandt anruft, einen Freund und gelegentlichen Mitstreiter, den Pianisten Jens Thomas zu loben - "Hätte es das Schicksal besser mit mir gemeint, wäre ich Münchner und könnte am 22. Februar, 20 Uhr, zum Konzert von Jens Thomas ins Volkstheater gehen, statt ratlos im grauen Berlin zu sitzen" - dann notiert man am besten gleich mit. Hier also Brandts sechs Gründe, warum die Münchner Thomas' "Impro-Popabend" keinesfalls verpassen sollten.

Zweiohrknie: "Jens erfindet lustige und traurige Popsongs. Er lässt sich dabei von allen seinen Eindrücken vor und während des Konzerts inspirieren. Im Flugzeug von Berlin nach München stehen die Sitze neuerdings noch enger beieinander, so dass man bei Ankunft eine Stunde mit den Knien neben den Ohren verbracht hat. Das beeinflusst einen sehr wohl, kann ich versichern. Auch der Umstand, vielleicht erstmals seit Wochen die Sonne zu sehen."

Alles, was ihn umgibt, inspiriert Jens Thomas zu seinen Pop-Improvisationen. (Foto: Mathias Bothor)

Semmel-Surium: "Der Raum, in dem das Konzert stattfindet, prägt dessen Verlauf. Vor allem aber tun dies die Zuhörer. Man kann also sicher sein, einen einzigartigen Abend zu erleben, weil es ein Sammelsurium dieser Fakturen nur einmal gibt. Die sehr guten Semmeln, die Jens in der Garderobe des Volkstheaters erwarten, wenn er dort zwei Stunden vor der Vorstellung noch etwas zerknittert ankommt, werden auch noch ihren Teil dazu tun, dass das ein großes Konzert wird."

Klopfzeichen: "Im Ernst, vor allem geht's bei ihm, wie bei allen großen Künstlern, um allergrößte Wahrnehmungsbereitschaft und jene Durchlässigkeit, die es ermöglicht, das Erlebte in Musik zu verwandeln. Das funktioniert nur, wenn man sein Instrument meisterhaft beherrscht. Tut er, klassische Ausbildung, Pipapo, die ist ja immer gut; und sei es dafür, dass man sie auch mal mit Schmackes in die Tonne kloppt."

Stimmen: "Immer, wenn ich melancholisch werde, denke ich schnell an den Blick dieses Klavierstimmers, der beim Soundcheck vor einem unserer Konzerte mit ansah, wie Jens mit dem Oberkörper im Steinway-Flügel verschwand, um dort drinnen erstmal ein bisschen Schlagzeug zu spielen. Der Herr musste weinend von der Bühne geleitet werden. Ich dagegen bin da gleich heiter gestimmt."

Love you Goethe: "Münchner Theatergänger erinnern sich noch an Jens Thomas' spektakuläre Live-Bühnenmusik zu Luk Percevals 'Othello' an den Kammerspielen; Goethe-Fans an einen Gedichtband, der entstand, nachdem Jens eines Abends in seinem Zimmer im Hotel Advocat einen liegen gebliebenen Gedichtband fand. Sein voriges Album dagegen ist seinen Jugendhelden von AC/DC gewidmet, samt fabelhaft groovender Slow-Version von 'Highway to Hell'".

Künstlerglück: "Gleich reißen Sie sicher das Telefonkabel aus der Wand! Aber sonst werde ich Jens Thomas wohl so lange weiterloben, bis er dort ist, wo er hingehört: in die Charts! Oder ich besinne mich und nutze hier in Berlin die Zeit, um an dem neuen Programm zu arbeiten, das Jens und ich im Herbst gemeinsam herausbringen werden - es ist das dritte nach 'Psycho' und 'Angst'. Wenn er dann zurück kommt, wird er sich umsehen, der Herr Musiker. Ich habe dann nämlich meine Aufgaben erledigt. Während er sich im Volkstheater eine gute Zeit gemacht hat. Und dem Publikum sehr sicherlich auch."

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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