Tom Odell:Schreiben gegen die Leere

Lesezeit: 3 min

Der britische Songwriter schätzt das Glück, mit Liedtexten Emotionen zu verarbeiten. Im Interview spricht er über Vor- und Nachteile als Solokünstler und schwärmt von München im Sommer. Nun spielt er auf Tollwood

Interview von Cindy Riechau

Tom Odell hat mit seinem ersten Album "Long Way Down" Platinstatus erlangt. Seine Lieder handeln meist von Liebe und Schmerz. Mit seiner zweiten CD "Wrong Crowd" tourt der 26 Jahre alte Singer-Songwriter durch Europa und macht an diesem Dienstag auf dem Tollwood Halt. Im Interview spricht der Brite vorab über die heilende Wirkung des Songschreibens, die Nachteile einer Solokarriere und seine Verbundenheit zu München.

SZ: Sie haben bereits in sehr jungen Jahren damit begonnen, Ihre eigenen Lieder zu schreiben ...

Tom Odell: Ich war 13 oder sogar noch jünger.

Sie haben ihr Schaffen damals vor allen geheim gehalten. Stimmen die Gerüchte, dass Ihnen das Texten damals peinlich war?

Nicht wirklich. Eigentlich war es vielmehr so, dass ich mir in allem anderen unsicher war, nur beim Schreiben nicht. Aber immer dann, wenn einem etwas Großartiges im Leben passiert, hat man plötzlich irgendwie nicht mehr das Bedürfnis, es zu teilen. Zumindest ist das bei mir so.

Was macht das Liederschreiben denn in Ihren Augen so großartig?

Man kann damit so viele Gedanken und Gefühle herauslassen. Durch den Schaffensprozess kann ich die Leere und Bedeutungslosigkeit, die ich manchmal einfach in mir spüre, überwinden. Ich versuche deshalb, jeden Tag etwas zu kreieren. Ich finde wirklich, jeder sollte das tun. Es ist so befreiend.

Neben dieser Selbstheilung - was inspiriert Sie noch beim Musikmachen? Haben Sie Vorbilder, die Sie beeinflussen?

Ich habe nicht wirklich Idole, was ich höre, ändert sich ständig. Zurzeit sind es vor allem David Bowie und Nick Cave. Was meine Musik wirklich beeinflusst, sind meine Emotionen, Beziehungen und Freundschaften.

Ihr aktuelles Album heißt "Wrong Crowd". Auf wen spielt der Titel an?

Diese Menschen trifft eigentlich jeder. Sie wirken auf den ersten Blick geheimnisvoll und interessant, auf den zweiten Blick sind sie aber vor allem mit sich selbst beschäftigt.

Als Student haben Sie zunächst in einer Band mit Namen "Tom & The Tides" gespielt. Wieso haben Sie sich irgendwann doch für eine Solokarriere entschieden?

Das Konzept "Band" hat für mich leider nicht funktioniert, obwohl ich meine Musik immer mit anderen Musikern teilen wollte. Was dann leider niemand mit mir geteilt hat, waren meine Ambitionen. Deshalb habe ich mich irgendwann entschieden, es alleine durchzuziehen. Was ich manchmal wirklich schwierig finde, ist, dass man als Solokünstler niemals Verantwortung abgeben kann. Das vermisse ich schon. Außerdem muss ich alle Höhen und Tiefen meiner Karriere alleine durchleben.

Von den Höhen gab es zuletzt bei Ihnen viele. 2013 wurden Sie mit dem "Brit's Critics Choice Award" ausgezeichnet, ein Jahr später sind sie bei den "Ivor Novello Awards" zum "Songwriter of the Year" gekürt worden. Was bedeuten Ihnen diese Ehrungen?

Songwriter des Jahres zu werden, hat mich schon berührt. Es ist aber nicht so, dass ich mit meinen Trophäen im Arm einschlafe. Ich weiß aber, wie wichtig sie für meine Karriere sind. Durch die Awards erhältst du als Künstler Aufmerksamkeit, und dann kommen eben mehr Leute zu deinen Shows. Insofern profitiere ich natürlich davon.

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An diesem Dienstag treten Sie in der Tollwood-Musik-Arena auf. Das ist nicht Ihre erste Show in München.

Stimmt, ich war schon sehr oft in der Stadt. Letztes Jahr bin ich spontan im Hofgarten aufgetreten, das war ein großartiges Konzert. Ich bin wirklich gerne in München, das ist so eine schöne Stadt, besonders jetzt im Sommer. Ich kann es kaum erwarten, wieder dort zu spielen.

Jetzt touren Sie den gesamten Sommer durch Europa. Bleibt Ihnen da überhaupt Zeit, an neuen Sachen zu arbeiten?

Mein neues Album ist schon fast fertig. Ich habe alle Songs dafür aufgenommen, die brauchen jetzt nur noch den letzten Schliff. Es ist allerdings noch nicht klar, wann es erscheinen wird.

Was können Ihre Fans von der neuen Platte erwarten?

Die Songs unterscheiden sich schon ein bisschen von denen auf "Long Way Down" und "Wrong Crowd". Mehr möchte ich aber jetzt noch nicht verraten.

Tom Odell , Dienstag, 27. Juni, 19 Uhr, Musik-Arena, Tollwood

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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