Talkmaster Hans Meiser:Sendeschluss

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Hans Meisers Produktionsfirma "creatv" hat Insolvenz angemeldet. Zwei geplatzte Projekte brachten das Unternehmen ins Wanken.

Dirk Graalmann

Der 14. September 1992 war die Geburtsstunde der deutschen Talkshow als Daily Soap. An jenem Montag um 16 Uhr ging bei RTL ein Format auf Sendung, das die deutsche Fernsehlandschaft nachhaltig verändern sollte: "Hans Meiser", die erste Talkshow am Nachmittag; der ideale Programmplatz für Menschen, die sich am Nachmittag mangels besserer Alternativen vor dem Fernseher versammeln konnten. Es waren nicht wenige; und Meiser war der Star des Nachmittags.

Vom Bildschirm war er schon lange verschwunden, jetzt steht auch Hans Meisers Produktionsfirma vor dem Aus. (Foto: Foto: dpa)

Das Format hatte damals Marktanteile von über 40 Prozent, wurde mit Bambi und Goldener Kamera geehrt und über seine Firma "creatv", die Hans Meiser produzierte, verdiente Hans Meiser gut. Die Sucht nach der Trivialität des Alltags, personifiziert durch Gäste, die allzu oft den Blick auf die Gepflogenheiten der Gosse erlaubten, war riesengroß. Hans Meiser bleib nicht allein, es folgten Bärbel Schäfer, Birke Karakus oder Oliver Geißen. Alle produziert von creatv.

Doch der Boom ging zu Ende, Meiser selbst stellte die Fragerei mit Fleischbeschau nach neun Jahren und mehr als 1700 Folgen ein. Er selbst soll genervt gewesen sein vom stetig sinkenden Niveau der täglichen Quasselei. Und aus "creatv", der Talkshow-Schmiede mit einst mehr als 150 Mitarbeitern wurde eine kleinere Firma, die etwa auf Ratgebersendungen wie "Ein Fall für Escher" (MDR) setzte.

Nun ist "creatv" ein Fall für den Insolvenzrichter. Am 21. Januar stellte die Produktionsfirma durch ihre Geschäftsführer Hans Meiser und Erich Wagner beim Kölner Amtsgericht einen Insolvenzantrag. Unter dem Aktenzeichen 71 IN 31/09 wird jetzt eine der erfolgreichsten deutschen Produktionsfirmen womöglich zu Grabe getragen. Erst einmal ist Sendeschluss.

Die Firma sei "Opfer der Wirtschaftskrise" geworden, erklärte die Kanzlei des bestellten Insolvenzverwalters. "Zwei bereits als sicher verbuchte Projekte" hätten am Jahresanfang wegen "des überraschenden Ausstiegs der Investoren nicht umgesetzt werden" können, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Niering mit. So sei es zur derzeitigen Zahlungsunfähigkeit gekommen. Innerhalb eines Monats wird von der Kölner Kanzlei ein Gutachten erstellt und geprüft, ob die Fortführung der Geschäfte möglich ist. Für eine Beurteilung, so die Anwälte, sei es aber "noch viel zu früh".

Von Hans Meiser wird so oder so etwas bleiben: 1999 hatte der heute 62-Jährige eine Sendung unter dem Titel "Hans macht dich zum VIVA-Star" produziert und machte damit einen neuen TV-Star. Sein Name: Oliver Pocher.

© SZ vom 28.1.2009/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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