Szenetreffen:Betont bayerisch

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Das Landesjazzfestival kommt in diesem Jahr nach Murnau

Von Oliver Hochkeppel, Murnau

Für das Publikum mag das nicht so wichtig sein, aber die Sache hat eine wichtige kulturpolitische Seite: Ist das Landesjazzfestival Bayern doch ein wichtiger Baustein im Konzept der von den Musikern Tizian Jost, Cornelius Schmidkunz und Florian Oppenrieder geleiteten Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jazz, der vitalen heimischen Szene die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und bei der Politik zu verschaffen, die sie verdient. Und so langwierig sich die Verhandlungen über eine mehr als nur symbolische Förderung durch den Freistaat - angesichts der im Raum stehenden, vergleichsweise lächerlichen Summen vollkommen unerklärlich - gestalten, so gut hat es mit diesem Schaufenster des bayerischen Jazz geklappt.

Die Premiere im vergangenen Jahr in Regensburg war jedenfalls ein durchschlagender Erfolg, sowohl künstlerisch wie beim Publikum. Nun geht es nach gerade mal einem Dreivierteljahr in die zweite Runde, was am Konzept liegt: Wandert das Landesjazzfestival doch von Jahr zu Jahr an einen anderen Ort in Bayern, damit örtliche Jazz-Veranstaltern sich unabhängig von ihrem eigenen Etat ein bisschen verwirklichen können. In diesem Jahr ist Murnau an der Reihe, und der Gitarrist Thomas Köthe, der hier das Grenzenlos-Weltmusikfestival verantwortet, hat die künstlerische Leitung übernommen.

Anders als beim Auftakt, wo man mit John Scofield und Ron Carter zwei große US-Stars als Anschieber geholt hatte, stehen - zumindest als Bandleader - ausschließlich bayerische Jazzer auf dem Programm. Trotzdem kann man zum Auftakt auch mit einem Weltstar aufwarten: Klaus Doldinger samt seiner Band Passport. Der Saxofonist aus Icking, Deutschlands immer noch bekanntester Improvisator und erfolgreichster Jazz-Export, demonstriert auch mit 80 unermüdlich das Potenzial seines von seiner melodischen Fantasie, rhythmischer Wucht, weltmusikalischen Einsprengseln und großartigen Begleitmusikern getragenen Fusion-Jazz. Für ihn anheizen darf ein Lokalmatador, der Murnauer Schlagzeuger Florian Oppenrieder im Trio mit Jan Eschke am Piano und Andreas Kurz am Kontrabass. Der Abend klingt, wie es sich gehört, mit einer Session im Festivallokal von 23 Uhr an aus.

Am zweiten Tag geht es mit einer Allstar-Band weiter. Im Landesjazzensemble sind sechs international renommierte Stars der bayerischen Szene vereint: neben Tizian Jost am Klavier und Paulo Morello an der Gitarre noch Lutz Häfner am Saxofon, die Echo-Jazz-Preisträger Henning Sieverts an Bass und Cello sowie Bastian Jütte am Schlagzeug, dazu der einen Tick ältere Trompeter Claus Reichstaller, der auch Leiter des Jazzinstituts an der Musikhochschule München ist. Anschließend wird es brasilianische beschwingt, wenn der Vibrafonist Wolfgang Lackerschmid - der unter anderem jahrelang mit Chet Baker spielte - sein Brazilian Trio mit den versierten New Yorker Latin-Jazzern Helio Alves am Klavier, Nilson Matta am Bass und Duduka Da Fonseca am Schlagzeug präsentiert.

Bei der Abschluss-Matinee am Sonntag demonstriert der Pianist Christian Elsässer, was er mit der Bigband des Staffelsee-Gymnasiums Murnau erarbeitet hat. Bevor die Bühne zuletzt dem frisch gebackenen Gewinner des LAG Jazzpreises gehört, dem Trompeter Vincent Eberle, den man alleine schon wegen seinen Begleitern Paul Brändle an der Gitarre und dem Trio von Leo Betzl als Rhythmusgruppe nicht verpassen darf. All dies passiert unter der Schirmherrschaft des Kultusministers Ludwig Spaenle, von dem man sich vor allem wünscht, dass er die Finanzierung des Festivals auch für die kommenden Jahre sichern möge.

2. Landesjazzfestival Bayern , Freitag bis Sonntag, 23. bis 25. Juni, Kultur zentrum Murnau

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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