Streik in Hollywood:Engpass auch in Deutschland?

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Pausenfüller gesucht: Wie sich der Streik der Drehbuchautoren auf das deutsche TV-Programm auswirkt.

Christopher Keil

Den Streik der Drehbuchautoren in den USA beobachten deutsche TV-Manager zwar aus der Ferne, doch er wird demnächst auch die Programmplanung deutscher Sender berühren.

Amerikanische Serien werden nach immer dem gleichen Verfahren gefertigt, verkauft und ausgestrahlt. Zwischen Januar und März bieten die Studios und andere Produzenten den Networks (u. a. ABC, CBS, Fox) Pilot-Filme an, also die erste Episode einer neuen Serie. Bis Anfang Mai entscheiden die Studios dann, welche neuen Serien entwickelt und welche laufenden Serien verlängert werden. Ende Mai werden die neuen Serien und die neuen Staffeln eingeführter Serien während der L.A. Screenings international verkauft.

Auch deutsche Privatsender decken sich bei der Fernseh-Vekaufsmesse in Los Angeles mit Lizenz-Produkten ein, Pro Sieben beispielsweise mit "Grey's Anatomy" oder "Desperate Housewives" (beide ABC), die RTL-Gruppe mit "Dr. House" (Fox), "Prison Break" (Fox) oder "CSI" (CBS).

Dann eben Wiederholungen

Von Mai bis September werden in der Regel zwischen sechs und acht Episoden der amerikanischen Staffel produziert. Immer in der dritten Septemberwoche starten dann die neuen Serien oder die neuen Folgen der verlängerten Serien und beliefern die Networks bis Ende Mai mit Episoden.

In den USA hat jede Staffel 22 Episoden - das heißt, seit Streikbeginn vor zwei Monaten sind zwischen drei und fünf Episoden nicht geschrieben und hergestellt worden. In den USA läuft seit September 2007 die vierte Staffel der Ärzteserie "Grey's Anatomy" und auch von "Desperate Housewives". In Deutschland sollen diese Staffeln von Mitte Februar an zu sehen sein. Pro Sieben müsste schon jetzt den Ausfall an Folgen einplanen. Jürgen Hörner, Leiter der Programmplanung bei Pro Sieben, verweist auf die zu den USA um sechs Monate zeitversetzte Ausstrahlung. Ersatz für wegen des Streiks nicht produzierte Episoden wird er trotzdem brauchen.

Auch RTL und Vox sind betroffen, aber erst für 2009: weil der Abstand zwischen der Staffelausstrahlung in Amerika und Deutschland größer ist. Bei RTL soll die niedrigere Episodenzahl der vom Streik betroffenen Staffeln mit Wiederholungen ausgeglichen werden.

© SZ vom 9.1.2008/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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