Stilkritik: Günther Jauch mit Brille:Unser Lehrer Dr. Jauch

Von der roten Heimwerkerhose über Sozialpädagogen-Haarschnitt zu Anzug und Joschka-Fischer-Brille: Die Karriere von Günther Jauch drückt sich in der Evolution seiner Garderobe aus.

Martin Zips

Zum ersten Mal fernsehmäßig wahrgenommen haben wir den Jauch in einer Sendung, die "Rätselflug" hieß. Da musste er in einer roten Heimwerkerhose mit dem Kameramann ständig aus einem Helikopter springen - schnell, schnell! - auf der Suche nach total beknackten Gegenständen.

Jauch war der brave Vasall zweier Kandidaten, die vom warmen Studio aus auf einem Monitor beobachten konnten, ob der Jauch auch ihren Anweisungen folgte. Damals beschlossen wir, in unserem Leben NIE eine rote Heimwerkerhose zu tragen.

Dann, später, moderierte der Jauch "So ein Zoff!". Da hatte er keine rote Hose mehr an, aber trug einen Sozialpädagogen-Haarschnitt. In dieser Sendung musste Jauch den Streit von zwei Typen schlichten, die sich - säße der Sozpädjauch nicht zwischen ihnen - wahrscheinlich die Zähne eingeschlagen hätten. Der arme Jauch, dachten wir damals. Dem wird nie ein Butler mal Schal und Mantel reichen, so wie dem Kulenkampff am Ende seiner Samstagabendshow.

Und jetzt? Jetzt ist der Jauch der Kulenkampff und der Gottschalk ist der Carrell. Und schon trägt Jauch immer Anzug statt Mechanikerhose und - eine Joschka-Fischer-Brille!

Mensch, denken wir, gerade war der Jauch doch so'n Turnschuhmoderator und jetzt sieht er aus, als hätte er eine Gastprofessur in Harvard. Ach, könnte doch jeder so würdevoll altern wie der Jauch.

© SZ v. 28.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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