Star-Album (228):Peter O'Toole

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... "Hattattatt!" Mehr sagen wir nicht.

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Er war einer der zornigen Jungen der Insel, ein berühmter Rumtreiber in der Londoner Theaterwelt der Sechziger, der, kaum war der Vorhang gefallen, schon auf dem Weg war in die nächste Bar, mit seinen Buddies Richard Burton und Richard Harris - und ab und zu auch vor der Vorstellung schon so dicht war, dass er Mühe hatte, den Weg auf die Bühne zu finden.

Die Buddies Burton und Harris sind inzwischen tot, Peter O'Toole vermisst sie schmerzlich. (Foto: Foto: AP)

Er war einer, der sich schon voll auf Shakespeare eingestellt hatte und der dann, 1962, vom rechten Wege abkam - als David Lean ihn - ein meisterlicher Besetzungscoup - zum Lawrence von Arabien machte. Nun ließ das Kino ihn nicht mehr los, und er hat die Hassliebe, die sich zwischen beiden entwickelte, mit ein paar schaurigen Plotten bezahlt.

Aber immerhin durfte er neben Audrey Hepburn spielen in "Wie klaut man eine Million" und hat klug und lebendig Joseph Conrad verfilmt viele Jahre vor der Apocalypse, in "Lord Jim". Mehr und mehr wird er nun in historischen Rollen eingesetzt, als Hindenburg in einer Hitler-TV-Serie oder als Bischof Cauchon in einem Jeanne-d'Arc-Film. Vom König von Lilliput ganz zu schweigen, in einer Swift-Verfilmung.

Die Buddies Burton und Harris sind inzwischen tot, Peter O'Toole vermisst sie schmerzlich.

Es war auch in ihrem Sinne, dass er im vorigen Jahr ein wenig Rabatz machte, als man ihm den Ehren-Oscar zudachte - er hielt sich, nach sieben Nominierungen, immer noch für fit genug, selbst einen zu gewinnen.

Der Priamos ist natürlich keine Oscar-Stück, eine arg edle, garantiert fuselfreie Herrscherrolle, aber immerhin holt er sich die junge Helena an seine Seite, so schauen sie zu, wenn unten die Männer und Söhne zum Zweikampf antreten gegen die Griechen.

"Sie wissen wahrscheinlich", erläutert er, "dass nicht nur Alexander der Große seinen Homer unter dem Kopfkissen hatte, sondern auch Lawrence von Arabien, Ilias und Odyssee. Als er dann beschloss ein Schriftsteller zu werden, schärfte er seine Feder, indem er eine Übersetzung anfertigte.

Die ist wirklich gut, seine Übertragung der Odyssee, eine ganz einfache, alltägliche Sprache." Der Lawrence ist, man darf es nicht vergessen, ein Intellektueller auch, und als Lawrence zeigt Peter O'Toole, wie in der klassischen Action ein wacher Geist mit einem regen Körper zusammenwirkt. Und wie daraus dann eine wahrhaft traumwandlerische Sicherheit entsteht.

"Alle Menschen träumen", schreibt T. E. Lawrence, "aber nicht auf gleiche Weise. Jene, die nachts träumen in den staubigen Kammern ihres Geistes, wachen am Morgen auf und sehen, es war alles Einbildung. Gefährlich aber sind die Träumer des Tages, denn sie könnten ihre Träume ausagieren mit offenen Augen . . ."

© SZ v. 13. Mai 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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