Der Macho ist bei ihm nur Fassade. Viel lieber zelebriert Moritz Bleibtreu die Schwächen des so genannten starken Geschlechts, beispielsweise in "Lola rennt", als Manni, der eben mal eine Tüte mit 100 000 Mark in der U-Bahn liegen lässt, weil er vor den Kontrolleuren davonrennen muss: Während er sich in hilfloser Verzweiflung in sein Schicksal ergibt, ist es seine feuerrote Freundin Lola, die energisch um sein Leben rennt.
Mit seinen großen verträumten Augen, dem sinnlichen Mund und dem Versprechen eines romantischen Herzens, verzaubert Moritz Bleibtreu die Mädchen: Im Grunde spüren sie, dass dieser Mann eben einfach ein bisschen länger braucht, um erwachsen zu werden.
So muss er als Szene-DJ in "Fandango" seine verletzlichen Augen dann auch erst hinter einer dunklen Sonnenbrille verstecken, um sich distanziert zynisch geben zu können. Selten tritt er so selbstbewusst und energisch auf wie als aggressiver Firmensanierer in "Liebe Deine Nächste", hinter dessen unnachgiebiger Fassade dann allerdings die Mädchen von der Heilsarmee doch noch einen sanften Kern freilegen können.
Eher schon ist er zuständig für vermasselte Aktionen und verschusselte Gelegenheiten: Schon ganz am Anfang seiner Karriere verpatzte er als Abdul in "Knocking on Heaven's Door" eine Geldübergabe und meisterte die Gratwanderung zwischen Macho und Loser mit entwaffnendem Charme. Jetzt folgt er "Im Juli" einen ganzen Film lang der falschen Frau, während die richtige direkt neben ihm liegt.
Ob das wie hier als schüchterner Lehrer die Geliebte ist, oder wie in "Luna Papa" als geistig behinderter Kriegsveteran die kleine Schwester: Er braucht sie einfach, die Frauen, die ihn bei der Hand nehmen, ihn lenken und versorgen. Sich all dieser verträumten Hilflosigkeit zum Trotz eine virile Sinnlichkeit zu bewahren, verletzlich zu sein ohne ein Softie zu werden, das muss man als Mann erstmal schaffen!
aster