Star-Album (175):Klaus Maria Brandauer

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... gleicht mitunter einer Leiche, die grollend ausgeworfen das Meer, liegt dann am Strande, am öden, kahlen Strande.

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Dem Mann ist das Kino suspekt, und das ist gut so. Einige namhafte Filmschauspieler, so seine Erkenntnis, waren gar keine Schauspieler - im Sinne von Schauspielerei. Bogart zum Beispiel ... Eine Naivität, die entwaffnend ist, weil sie durchaus Momente der Selbstironie kennt. Warum, so fragt man sich, wollte ein Mann mit solchen Vorstellungen Nero spielen und Julius Cäsar und Rembrandt und Lenin und Nebukadnezar und ...

SZ v. 08.05.2003 (Foto: dpa)

Ich bin doch der Don Carlos von der Burg, hat er manches großartige Filmangebot abgelehnt, aber dann ist er doch angetreten als Largo gegen James Bond. Und hat sich auch den alten Kindertraum erfüllt, einmal bei Disney spielen, im Jack-London-Film "Wolfsblut". Nun, mit 59, spielt er den Alten, trägt Heine vor in dem Film "Poem", Ralf Schmerbergs Zusammenschau von Kino und Poesie: "Hoffnung und Liebe! Alles zertrümmert! Und ich selber, gleich einer Leiche, die grollend ausgeworfen das Meer, lieg ich am Strande, am öden, kahlen Strande ..."

Als ein Schiffbrüchiger der Weltgeschichte ist Brandauer weltbekannt geworden, einer, der sich zur politischer Schmiere gezwungen sah, der Höfgen in Klaus Manns "Mephisto". Das war der Beginn der Teamarbeit mit István Szabó, die ihn zur Reflexion auf der Leinwand zwang und vorbereitete auf die Eigenregie, mit "Georg Elser", den er vom Hollywoodianer John Frankenheimer übernahm. Den Hollywoodianer Otto Preminger verkörperte er 1999 im TV-Bio- Spektakel "Introducing Dorothy Dandridge", mit Halle Berry als Dorothy. Ottos Bruder Ingo hatte seinerzeit den allerersten Filmauftritt produziert, 1971, "The Salzburg Connection". Brandauers kluge Darstellung des Baron Bror Blixen- Finecke in "Jenseits von Afrika", das ist auch ein großartiges Preminger- Produkt.

Burschikos ist er geblieben, Carlos wurde ein E.T. des deutschen Films. Das Heine-Gedicht in "Poem" ist eine Liebesklage, aber auch eine kleine, verkappte Ästhetik der Schauspielerei, Exhibitionismus vs. Schamhaftigkeit. Klaus Briegleb zitiert dazu in seiner Heine-Edition aus einem Brief an F. Merckel: "Der Mond ist an Schweigen gewöhnt, das Meer plappert zwar beständig, aber man kann seine Worte selten verstehen, und Du, der dritte, der jetzt das Geheimnis weiß, wirst Deinen Mund halten, und so bleibt es verborgen in der eigenen Nacht."

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