Star-Album (209):Isabelle Huppert

... beruft sich bei ihrer Arbeit auf Diderot, der schrieb: "Ich bin es und bin es nicht." Doch, doch sie ist es - auch hier im Star-Album.

Eine Prostituierte spielt sie in Godards "Rette sich, wer kann (das Leben)", und das wollte gelernt sein, bei diesem Regisseur. Frieda Grafe in ihrer Kritik des Films, 1981: "Frauen sind kompletter, sagt Godard, sie lassen sich nicht zwingen zu wählen. Entweder-oder ist ein Männerproblem, mit dem, seit Aristoteles, die Verarmung anging." Huppert selbst beruft sich bei ihrer Arbeit auf Diderot, der schrieb ein großes Buch über das Paradox des Schauspielers: "Ich bin es und bin es nicht."

(Foto: N/A)

Oft hat sie mörderische Frauen gespielt, viele natürlich für Chabrol: Violette Nozière, Jeanne in "Cérémonie" (deutsch. "Biester"), und die Marie in "Eine Frauensache", der Abtreibungsaffäre aus dem Vichy-Frankreich. Zur Erholung gab es junge Unschuldige, von der Straße bei Maurice Pialat ("Loulou") oder Anne, das Nesthäkchen in Téchinés "Les sœurs Brontë". Und immer wieder Literatur: Madame Bovary, die Kameliendame, die Pianistin - nach Jelinek, für Michael Haneke. Inzwischen merkt man ihren Interviews an, dass sie eine Menge Hausaufgaben gemacht hat - da kommen Sätze aus ihrem Mund, die nach den "Noten zum Kinematographen" von Bresson klingen. So richtig modellhaft wie dieser Akteur wollte, hat sie agieren dürfen/müssen, als der andere Michael (Cimino) sie nach Amerika schmuggelte für "Heaven's Gate". Da war sie praktisch voll beschäftigt mit Reiten- und Schießen-, Rollschuhfahren- und Englischlernen, dass sie sich ihrer Rolle gar nicht bewusst werden konnte.

SZ v. 02.01.2004

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