(SZ vom 21.08.2003) — Von Charlotte Rampling heißt es, sie sei immer schon eine herbe Schönheit gewesen. Das war sie aber nur dann, wenn es die Rolle erforderte. Da ist natürlich der provokante Auftritt in "Der Nachtportier" hängengeblieben, wie sie aufreizend in Uniform, der Oberkörper frei, umherstolziert...Lucia, die das Konzentrationslager überlebt hat und ihrem Folterknecht (Dirk Bogarde) wiederbegegnet.
Wenn man sich aber ihr Gesicht vergegenwärtigt in Viscontis "Die Verdammten", 1969, herausgeputzt an der Tafel - das hatte gar nichts Herbes, puppenhaft schön und zerbrechlich wirkte sie da.
Charlotte Rampling, 1945 in England geboren, ist in Frankreich zur Schule gegangen - der Vater war bei der Nato. Sie fing als Model in London an, ihr Leinwanddebüt gab sie 1965 - als eines von vielen Mädchen in Richard Lesters großartiger, surrealer Komödie "The Knack".
Nachdem der "Nachtportier" sie berühmt gemacht hatte, drehte sie einen Film nach dem anderen - John Boormans "Zardoz", "Farewell, My Lovely" mit Robert Mitchum, Woody Allens "Stardust Memories", Sidney Lumets "The Verdict".
Zu ihren neueren Arbeiten gehört François Ozons "Unter dem Sand" von 2000, der diese Woche wieder in unsere Kinos kommt - auch da wirkt sie eher weich, in ihrer Verwirrtheit und Trauer: Nachdem ihr Mann bei einem Urlaub ans Meer verschwunden ist, fährt sie heim nach Paris, lebt das gemeinsame Leben weiter, als wäre er noch da.
Schlimmer als die Vorstellung, er könne tot sein, ist der Gedanke, er habe sie einfach verlassen...Rampling ist die Muse des jungen Filmemachers Ozon, den Entwurf zu "Swimming Pool" , sagt er, hätte er weggeworfen, hätte sie nicht mitmachen wollen.
Und die Rampling sagt dazu, mit einem Augenaufschlag, der eine unvergleichliche Mischung aus Unschuld und Verschlagenheit entwickelt: "Ich glaube auch nicht, dass er den Film ohne mich gedreht hätte."