Star-Album (37):Anne Bancroft

Gute Arbeit, sagt sie - ein wenig erschöpft, nach einer Herzattacke - und meint ihren zweiten Sohn damit. Eine jüdische Mutter, in Edward Nortons "Glauben ist Alles", die es gelernt hat, sich zu behaupten in der modernen Gesellschaft, die immer noch bestimmt wird von den dummen, traditionsbewussten, engstirnigen Männern.

Anne Bancroft (Foto: Internet)

Gute Arbeit hat sie auch am Ende von "Seven Women" geleistet, dem letzten Film von John Ford, als Dr. Cartwright, die in einer Missionsstation aufkreuzt, mit ihrer Lederjacke und ihren Reithosen die Frauen dort an den Rand der Hysterie bringt - mehr, scheint es, als die Barbaren, die brandschatzend, mordend, vergewaltigend durch die Lande ziehen. Gute Arbeit, das meint, dass sie eben dem Mongolenführer einen Becher Gift verabreicht hat - und nun selber einen leeren wird: Der einzige "Ausweg" führt hier in den Tod.

Bancroft ist ein Bronx-Kind, aus italienischer Familie, sie war Jahre im Actors's Studio, hat Erfahrungen im Actionkino, im B-Movie-Bereich, seit Jahren mit Mel Brooks verheiratet. Eine, die Wunder bewirkt, ein filmischer miracle worker - so heißt einer ihrer größten Filme, von Arthur Penn, sie spielt eine sehbehinderte Lehrerin, die die junge taube, blinde Helen Keller lehrt, was Lebensmut sein kann. Auch Bancrofts Gesicht haben das Leben, die Liebe, das Leiden gezeichnet, mit einer Schönheit versehen, die nie glamourös, aber immer von unglaublicher Zartheit ist.

Die schönste Mutterrolle hat sie natürlich im "Elephant Man", als Theaterdiva, die dem missgestalteten Elefantenmenschen auf offener Bühne ihre Reverenz erweist. Gute Arbeit, Anne Bancroft.

göt

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