Spektakulärer Verkauf:Shrek lässt nach

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American free enterprise! Spielbergs "DreamWorks"-Studio wurde an Paramount verkauft. Jetzt könnte es sogar weiter gehen mit diesem Studio.

FRITZ GÖTTLER

Es war ein großes Stück im klassischen Stil, ein Studio-Deal, in dem am Ende die guten alten amerikanischen Tugenden zählten - und sich auszahlten: Entschlossenheit, Sinn fürs richtige Timing und ein wenig Pokerface. Auch der Schauplatz war perfekt gewählt, Steven Spielbergs Haus in Pacific Palisades, wo am Freitagvormittag die Verträge unterzeichnet wurden, mit denen DreamWorks, das Studio, das Spielberg vor elf Jahren mit David Geffen und Jeffrey Katzenberg gegründet hatte, an Paramount verkauft wurde, für eine Summe von 1,6 Milliarden Dollar - ein paar Millionen mehr, als der Konkurrent NBC-Universal geboten hatte. Es war ein echter Überraschungs-Coup, aus dem Stand gestartet und in wenigen Tagen durchgezogen.

(Foto: N/A)

Neun Monate hatte NBC-Universal mit den drei von DreamWorks verhandelt, zu tricksen versucht und sich eingebildet, am längeren Hebel zu sitzen. Es war klar, dass Spielberg, Geffen, Katzenberg ihre Ambitionen auf einen von ihnen gesteuerten und mit kreativen Impulsen gespeisten weitverzweigten Multimediabetrieb innerhalb der letzten Jahre entschieden zurückgeschraubt hatten. Den Plan eines eigenen High-Tech-Studios hatten sie 1999 aufgegeben, DreamWorks Records wurde 2004 an die Universal Music Group verkauft. Kein Wunder, dass NBC-Universal und die dahinterstehenden General Electrics guter Dinge waren für die weiteren Verhandlungen - zumal Spielberg eine emotionale Bindung ans Studio besaß, das ihm seine ersten Kinoerfolge ermöglichte, "Der weiße Hai" und "E.T." und "Jurassic Park". Aber dann, Anfang Dezember, trat Brad Grey auf den Plan, der seit einem Jahr Chef der Paramount ist, und innerhalb weniger Tage hatte er die entsprechenden Verträge unterschriftsreif. Eine schöne Überraschung für das DreamWorks-Team, nach dem Verhandlungsschrecken ohne Ende mit NBC ... der Deal war perfekt.

Damit ging also am Freitag nun eine kleine Hollywood-Ära zu Ende, ein kleines Zwischenspiel in der großen Geschichte der Interaktion von Geistes- und Finanzkapital. Wieder mal hat eine kleine Produktionsfirma versucht, sich selbstsicher und souverän zu behaupten unter den Hollywood Majors - so wie es einst Howard Hughes versuchte, der in den Vierzigern RKO übernahm, oder die Weinstein-Brüder, die mit ihrer Miramax bei Disney unterschlüpften - auch in dieser Produktionsehe ist vor einigen Monaten die Scheidung erfolgt.

Es ist der alte Traum von der Fusion von Genie und Geld, der sich in diesen Unternehmungen manifestiert, von der Umsetzung eines grandiosen Image in Millionen an der Kinokasse - dass die kreativen Kräfte sich in Selbstbestimmung organisieren könnten und die Kunst unabhängig werden könnte vom wirtschaftlichen Management. Wie kein zweiter scheint der Name Spielberg ein solches Unternehmen, eine solche Ausnahme vom gewohnten Studiobetrieb zu garantieren - der Mann, der konsequent seine Träume auf die Leinwand brachte und dabei Millionen Einnahmen erzielte.

Der Paramount-Deal, wie Brad Grey ihn durchgezogen hat, ist ein verwegenes Stück, das an die Independent-Stimmung der Sechziger erinnert, als Spielberg mit seinen Freunden George Lucas und Francis Coppola das sklerotisierte Hollywood neubelebte - immer noch das Paradebeispiel, wie aus jugendlichem Ungestüm neue Kinoimperien entstehen. American free enterprise! Als Jahre später dann DreamWorks gegründet wurde, war die Kinoindustrie durch die Entwicklung der neuen Medien sehr viel immobiler geworden - und die komplexen Verwaltungs- und Verhandlungsstrukturen raubten allen Beteiligten viel Energie. Dabei will Spielberg heute offenbar noch mehr Filme drehen als früher - zwei hat er in diesem Jahr durchgezogen. Und das Animationsstudio, eins der Glanzstücke, geht nicht an Paramount.

Seinen Deal wird Paramount finanzieren, indem es die Titel der DreamWorks-Library weiterverkauft, darunter Klassiker wie "Gladiator", "American Beauty" und "Road to Perdition", "Shrek" und "Saving Private Ryan". (Auch einige Flops sind dabei, "Deep Impact" oder "The Mexican" oder "The Island".) Man wird zudem die für 2006 und 2007 geplanten DreamWorks-Filme übernehmen, darunter Eastwoods "Flag of Our Fathers" und Spielbergs Lincoln-Film. Fürs Studio ist das ein echtes Revival, die drei von DreamWorks haben ziemlich Ballast von Bord und sind um einige Millionen reicher. Und für alle Zuschauer allemal ein faszinierender Coup.

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