Scott Eastwood:Sei ein Mann!

Lesezeit: 3 min

Scott Eastwood, Sohn von Clint, dreht in diesen Wochen in München mit Oliver Stone. Doch davor ist er schon einmal in die Stadt gekommen, um für seinen aktuellen Film zu werben, "Kein Ort ohne dich"

interview Von Susanne Hermanski

Noch bis Mitte Mai dreht Oliver Stone in Bayern "Snowden". Einen Film, der so ganz anders sein wird, als jene Romanze, die von Donnerstag an in den Kinos läuft: "Kein Ort ohne dich". Für Scott Eastwood, den Sohn von Amerikas Kino-Ikone Clint, sind beide Filme wichtige Meilensteine seiner Karriere: der Politthriller über die brisanteste Spionageaffäre der Gegenwart, in dem Eastwood Jr. eine Nebenrolle hat, und die gefühlsduselige Nicolas-Sparks-Verfilmung, in der er - als optischer Widergänger seines Vaters - einen gut gebauten Rodeoreiter verkörpert. Die Dreharbeiten für den einen und die Werbetrommel für den anderen Kassenschlager in spe führten den 29-Jährigen in den vergangen Wochen also mehrmals nach München.

SZ: Was haben Sie von München schon gesehen?

Scott Eastwood: Das Hofbräuhaus zum Beispiel! Gestern Abend.

Haben Sie auch auf den Tischen getanzt?

Nein, aber ich habe Leute gesehen, die das wirklich getan haben. Ein Typ hat sogar den Whip getanzt, diesen Hip-Hop-Move. Sah sehr heiß aus.

Männer machen ja manchmal seltsame Sachen, um gut auszusehen. Warum reitet ein Mann auf Bullen, wie Sie in "Kein Ort ohne dich"?

Wir sind Adrenalin-Junkies. Oder einfach nur ein Haufen Trottel. Mit genug Bier im Kopf macht ein Mann allerhand Blödsinn.

Sie mussten es für den Film vermutlich wagen, ohne sich vorher Mut anzutrinken.

Ja, für ein paar Szenen musste ich wirklich auf einem Bullen reiten.

Im Film gilt es, wenigstens acht Sekunden darauf dem Tier sitzen zu bleiben. Wie lang haben Sie's geschafft?

Drei Sekunden, glaube ich, bis ich abgeworfen worden bin.

War das der wilde "Rango" aus dem Film?

Mein Bulle hatte nicht mal einen Namen, der hieß einfach "Nummer Sieben".

Alles noch dran?

Verletzt wurde ich nicht, aber um ein Haar wäre er auf mir rumgetrampelt. Sein Huf ging so nah an meinem Kopf vorbei (zeigt etwa zehn Zentimeter).

Reiten Sie auf Pferden besser?

Ja, zum Glück!

Hier in Bayern gibt es auch viele Rinder, aber ich habe noch nie jemanden darauf reiten sehen. Ist das etwas typisch Amerikanisches?

In Brasilien lieben die Leute das auch, in Mexiko und in Australien. Aber es stimmt schon, es ist ein altes Cowboy-Ding. Sehr stark Ausdruck von "Machismo", sehr archaisch. Als kleiner Junge fand ich das auch ganz toll.

Im Film ist die amerikanische Dating-Kultur hübsch anzusehen. Gehen Sie auch so traditionell an die Sache?

Ich bin altmodisch, aber nicht zu altmodisch. Heute verschrecken Sie ja eine Frau, wenn sie zum ersten Date Blumen mitbringen.

Warum?

Das ist außerhalb der Norm. Blumen gehen bestenfalls zur zweiten Verabredung, sonst denken die Frauen doch gleich, das ist aber ein seltsamer Heini, oder sie finden dich zu forsch.

Ist Romantik heute eine komplizierte Sache?

Die Social Media haben alles verändert, und das nervt!

Und ich dachte immer, das Internet hätte alles vollkommen unverblümt werden lassen: Ich suche, du suchst - alles schon gegoogelt.

Ich spiele jedenfalls keine Spielchen. Ich mache immer verlässliche Pläne. Wenn ich sage, "ich will mich mit dir treffen und hole dich um acht Uhr ab", dann meine ich das auch so. Und nicht: "Ich rufe Dich am Freitag an, aber vielleicht überlege ich es mir auch noch einmal". Das ist in Kalifornien ja leider ein weit verbreitetes Phänomen.

Würden Sie dann auch freiwillig zu einem Roman von Nicolas Sparks greifen?

Sein "Notebook" mochte ich sehr. Aber es stimmt schon, das ist nicht meine Lieblingsliteratur. Das Drehbuch hat mir trotzdem sehr gut gefallen.

Erlauben Sie es sich, im Kino zu heulen?

Andauernd weine ich in Filmen! Das macht einen guten Film doch aus, dass man dabei etwas fühlt. Weinen, lachen, egal.

Tränen sind Ihrer Generation von Männern nicht mehr peinlich?

Eigentlich kann ich nur für mich selbst sprechen. Und wenn ich an "Braveheart" oder "Forrest Gump" denke, dann übermannen mich einfach die Gefühle. Aber klar, ich wische mir die Tränen natürlich so schnell wie möglich wieder ab.

Wann sind Sie auf die Idee gekommen, Schauspieler zu werden?

Ich bin mit Filmen aufgewachsen, da war das naheliegend. Und ich stehe ja auch schon seit zwölf Jahren vor der Kamera.

Aber Sie haben auch einen Uni-Abschluss . . .

. . . in Kommunikationswissenschaft. Ich dachte, es wäre klug noch ein zweites Standbein zu haben. Wer weiß schon, wie lange ich als Schauspieler Geld verdienen kann.

Ihr Vater hat von der Schauspielerei zur Regie gewechselt und gilt als Meister in beiden Fächern. Wie fühlt sich das an als sein Sohn?

Ich bin stolz! Was für ein Vorbild. Das ist mir ja klar, seit ich klein war. Wenn im Fernsehen ein ganzer Eastwood-Tag mit zehn Filmen am Stück läuft, ist das nicht zu übersehen.

Wenn Sie drei Dinge nennen sollten, die Sie von ihrem Vater gelernt haben, welche wären das?

Komm' pünktlich, arbeite hart, sei ein Mann. Und natürlich noch viel mehr, als diese paar Worte sagen können.

"Kein Ort ohne dich " startet am Donnerstag, 30. April, in vielen Kinos, Preview im Mathäser am 29. April, 20 Uhr

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: