Schönheitsoperationen:Geh' Dir mal das Näschen schneiden

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Man macht Mosaik, wie man so sagt: Weil wahre Schönheit eben nicht von innen, sondern von außen mit dem Messer kommt, bastelt man sich seinen Wunschpartner aus Einzelteilen irgendwie zusammen.

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Was tun, wenn Liebe nicht mehr blind macht, man über die Schönheitsfehler des anderen kaum länger hinweg sehen kann? Enthaltsamkeit: "Ich pfeife auf erotische Beziehungen", sagt der Prinz in Gombrowicz' Theaterstück "Yvonne, die Burgunderprinzessin", der nicht das schönste Mädchen des Landes heiraten will, sondern das hässlichste.

(Foto: N/A)

Drogen: "Du siehst mit diesem Trank im Leibe, Bald Helenen in jedem Weibe", ermuntert Mephisto in "Faust I" den lendenlahmen Stubengelehrten zur Einnahme eines Zaubertranks (im Volksmund: "Die trink' ich mir schön!").

Promiskuität: "Er sucht eben die Mediceische Venus stückweise bei allen Grisetten des Palais-Royal zusammen; er macht Mosaik, wie er sagt. Es ist ein Jammer, daß die Natur die Schönheit, wie Medea ihren Bruder, zerstückt und sie so in Fragmenten in die Körper gesenkt hat", sinnierte Büchner über den titelgebenden Danton.

Wer aber clean, monogam und dennoch sexuell aktiv sein will, könnte in seinem Jammer darüber, dass die Natur die Schönheit in Fragmenten in die Körper gesenkt hat, auch die gelben Seiten konsultieren. Nicht die des Reclam-Heftes, sondern des Branchenbuchs, um unter "Plastische Chirurgie" einen Arzt zu finden, der mit seinem Partner "Mosaik" macht. Nach einer Umfrage in den USA würden es 59 Prozent der Frauen und 54 Prozent der Männer begrüßen, wenn ihr Partner sein Gesicht chirurgisch korrigieren ließe, wobei nur die Frauen ein "Schatz, geh' doch mal dein Näschen schneiden" als Liebesbeweis empfänden. In Neil LaButes Theaterstück "Das Maß der Dinge" ist es hingegen eine Frau, die sich einen Mann als Rohstoff wählt und ihn zum chirurgischen Tuning schickt. Die Sache geht nicht gut aus für Adam. Evelyn lässt so lange an ihm herummodellieren, bis er ein lebendes Plastinat ist.

Zum Glück ist die Realität weniger dramatisch. Die große Mehrheit der Befragten, die sich eine optische Veränderung ihres Partners wünschen, wäre bereits mit einer neuen Frisur zufrieden. Dies muss die "Amerikanische Gesellschaft für Plastische Gesichtschirurgie" zähneknirschend zugeben. Denn sie ist es, welche die Studie erstellt hat.

© SZ v. 28.01.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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