"Schmidt & Pocher":Harald Schmidts neuer "Waldi"

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Das "größte deutsche Talent im Fernsehen" soll Harald Schmidts Late-Night-Talk in der ARD auffrischen. "Wir haben "Rent a Pocher" ernst genommen, heißt es.

Christopher Keil

Als Harald Schmidt zur ARD zurückkehrte, erst mit einer Sondersendung und langen Haaren im Dezember 2004, dann gewissermaßen in Serie von Januar 2005 an, war ein Teil des Ensembles schon nicht mehr dabei, das er mit sich gezogen hatte in den langen Sat-1-Jahren mit den beinahe täglichen Late-Night-Auftritten.

Es gab nun eine neue Band, auch die stets sichtbare Aufnahmeleiterin wurde ersetzt. Aber der getreue Andrack, als Sidekick von 2000 an ein echter Sancho Pansa, saß immer noch vorne links - von Schmidt aus gesehen. Und die gebildete Französin Nathalie thronte stilvoll auf einem Barhocker. Allerdings ist das dann eine eher stilvolle Form der kreativen Verarmung geworden, bei beiden. Das Meiste ist nicht mehr für ein Berufsleben ausgelegt.

Und deshalb, zumal auch der FC Bayern München in Person seines Managers Uli Hoeneß festgestellt hat, dass man zuweilen die halbe Mannschaft austauschen muss, wird der Entertainer Schmidt im Herbst vermutlich sein halbes Team wechseln und seinen Betrieb restrukturieren. Genau vom 25. Oktober an wird ihm Oliver Pocher zur Seite stehen für zunächst 22 Folgen. "Wir haben Rent a Pocher wörtlich genommen", sagte ARD-Programmdirektor Günter Struve.

Schmidt politisch, Pocher unter der Hüftlinie

Was Struve in Anspielung auf eine frühere Pro-Sieben-Sendung Pochers meinte, erläutert Fred Kogel, Schmidts Geschäftspartner, mit dem er Harald Schmidt produziert: "Oliver Pocher ist bei der Kogel & Schmidt GmbH exklusiv unter Vertrag und wird von Kogel & Schmidt bezahlt. Der ARD entstehen keine Mehrkosten für die Sendung."

Entstanden sein muss die Idee dafür in einer Art dreifaltigen Gleichzeitigkeit. Weil Pocher, sagt Kogel, "immer einer der besten Gäste" bei Schmidt gewesen sei, "haben Oliver, Harald und ich den Wunsch verspürt, es einmal gemeinsam zu versuchen". Pocher, 20 Jahre jünger als der 49-jährige Schmidt, ist für Kogel das "größte deutsche Talent im Fernsehen". Das größte Talent darf aber sein laufendes Tour-Programm bei Pro Sieben noch ausstrahlen lassen.

Man kann sich vorstellen, wie das mit Schmidt & Pocher, so der neue Titel, immer donnerstags, 60 Minuten lang von 22.45 Uhr an, laufen könnte: Schmidt packt's politisch an, Pocher schlägt unter der Hüftlinie zu. Fred Kogel ist sicher, dass das Konzept funktionieren wird. Mit einem halbstündigen Auftritt habe niemand, auch nicht Schmidt, nach den Tagesthemen "eine Chance", da die Quoten zum Ende der Tagesthemen sänken und kein Format bei der Konkurrenz um diese Uhrzeit endete.

Die Zuschauer kämen erst wieder um 23.15 Uhr, "bei einer Stunde Sendelänge können wir sie mitnehmen'". Das würde die ARD wahrscheinlich entlasten, derzeit kommt Schmidt bei allen Zuschauern auf 7,8 Prozent Marktanteil, 2005 waren es 10,1 Prozent. Man muss ihn sich eben leisten können. Und Pocher, das zynische Bürschchen, erst Recht.

Harald Schmidt hat eine künstlerische Fusion aus Pochers Altersperspektive im Übrigen schon einmal erlebt. Als er für den WDR 1990 mit Schmidteinander begann, war ihm Kollege Herbert Feuerstein 20 Jahre voraus. Getrennt geht es beiden inzwischen bestens.

© SZ vom 15.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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