Rück- und Ausblick:Im Aufwind

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Im Kochler Franz-Marc-Museum nehmen die Besucherzahlen zu wie auch die Kooperationen mit Stiftern und Sammlern

Von Sabine Reithmaier, Kochel am See

Das Kochler Franz Marc-Museum ist auf einem guten Weg. Das signalisieren schon die fast 65 000 Besucher, die 2016 zu den drei großen Ausstellungen anlässlich des 100. Todesjahrs des Malers in das Haus strömten. Fast noch deutlicher aber künden die zahlreichen Kooperationen mit Sammlern und Stiftungen von der positiven Entwicklung, da sie eindeutig als Vertrauensbeweise für die qualitativ hochwertige Arbeit des kleinen Museums zu werten sind.

Bereits im Vorjahr schloss das Haus einen Kooperationsvertrag mit der Stiftung "Ahlers Pro Arte". Sie hat ihre Sammlung zum deutschen Expressionismus, die bislang im ehemaligen Kestner-Museum in Hannover untergebracht war, seit Anfang des Jahres dauerhaft als Leihgabe nach Kochel gegeben. Zu den 250 Gemälden und Grafiken gehören Werke von Alexej Jawlensky, Wassily Kandinsky, Paula Modersohn-Becker, Emil Nolde oder Ernst Ludwig Kirchner. "Eine stimmige Ergänzung zu unseren eigenen Beständen", findet Museumschefin Cathrin Klingsöhr-Leroy. Sie plant, einzelne Bilder regelmäßig in die Dauerausstellung einzubringen und dadurch neue Akzente zu setzen.

Emil Noldes "Stillleben (Puppe, Blumen und Papagei, 1912)" ist eines der 250 Werke, die die Ahlers Collection ins Kochler Museum gab. (Foto: Franz Marc Museum, Ahlers Collection)

Eine erste Präsentation der Neuzugänge ist bereits im Museum zu besichtigen. Werke von Emil Nolde stehen im Dialog mit Arbeiten von Wilhelm Lehmbruck, Paula Modersohn-Beckers norddeutsche Landschaft korrespondiert mit den thüringischen Dörfern Lyonel Feiningers. Ein eigener Raum ist der Blauen Reiterin Gabriele Münter gewidmet.

Das Ergebnis einer weiteren Kooperation wird die Ausstellung "Blaues Land und Großstadtlärm" vorstellen (30. April bis 3. Oktober). Sechs Monate gastiert dann die Sammlung Braglia in Kochel. Diese Privatsammlung eines italienischen Paares, die in den Achtzigerjahren aufgebaut und inzwischen in eine Stiftung eingebracht wurde, war noch kaum öffentlich zu sehen. Der Schwerpunkt der Kollektion liegt auf der Kunst des Blauen Reiters, insbesondere auf Paul Klee, Gabriele Münter und Marianne von Werefkin. Hinzu kommen Arbeiten Lyonel Feiningers und Max Pechsteins.

Der ganz besondere Blick dieser Sammlung auf das Farbenfrohe, paradiesisch Heitere des Expressionismus' habe sie erstaunt, berichtete Klingsöhr-Leroy, die die Sammlung in Lugano gesehen hat. Die italienische Perspektive blende dessen dunkle Momente - Melancholie, Depression oder Verzerrung - weitgehend aus. "Das gibt einen interessanten Dialog mit unserer Sammlung", glaubt sie.

Der Ausstellungsreigen 2017 beginnt aber im Park des Museums, den Klingsöhr-Leroy noch deutlich mehr für Kunst nutzen möchte als bisher. Schließlich sei das Museum seit seiner Gründung 1986 geprägt vom Konzept Kunst und Natur. Schon damals war man sich einig darüber, die Kunst des Blauen Reiters in der Landschaft zu zeigen, in der sie entstand, zumal sie auch die entscheidende Inspirationsquelle dieser Künstler war.

65 000 Besucher kamen im Jahr 2016 ins Franz-Marc-Museum an den Kochelsee. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der dänische Maler und Bildhauer Per Kirkeby ähnelt Franz Marc in seiner Naturverbundenheit. Daher passt es gut, dass seine Bronzeskulptur "Torso-Ast" (1988) im März gegenüber dem Museumseingang im Park aufgestellt wird, innen begleitet von einer Ausstellung mit Zeichnungen, Gouachen und Plastiken des promovierten Geologen. Seine Malerei ist das Ergebnis eines Dialogs, den er mit der Natur führt, ohne diese aber naturalistisch abzubilden (26. März bis 3. Oktober).

Mit dem Hausherrn Franz Marc beschäftigen sich zwei kleinere Studioausstellungen im Herbst. Im Zentrum der einen steht die "Große Landschaft I", ein Schlüsselwerk Marcs aus dem Jahr 1909, das inzwischen vom Museum erworben werden konnte. Interessant ist seine Entstehungsgeschichte. Schließlich hatte Maria Marc das Bild als "zerstört" bezeichnet und berichtet, Marc habe es zerschnitten. Die Restauratoren haben inzwischen herausgefunden, dass er es nicht zerschnitten, wohl aber an zwei Seiten beschnitten hat.

Die zweite Ausstellung beschäftigt sich mit einem Prunkstück der museumseigenen Sammlung: dem großformatigen Hinterglasbild "Landschaft mit Tieren und Regenbogen". Marc fand es wohl gelungen, da er es in der ersten Ausstellung des "Blauen Reiters" 1911 in der Galerie Thannhauser präsentierte. Bis heute aber ist die eigentliche Bestimmung der Arbeit unklar. Parallel dazu gibt es auch in den benachbarten Museen in Bernried (Buchheim), Murnau (Schlossmuseum) und Penzberg (Campendonk) Ausstellungen zur Hinterglasmalerei.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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