RTL-Show "Erwachsen auf Probe":Im Kessel der Kritik

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Umstrittenes Konzept: Obwohl Politiker und Psychologen die Sendung scharf kritisieren, hält RTL an der geplanten Säuglingsshow fest. Bohlen-Biographin Katja Kessler wird moderieren.

Hans Hoff

Trotz zunehmender Proteste will RTL die siebenteilige Dokutainment-Reihe "Erwachsen auf Probe" wie geplant vom 3. Juni an ins Programm nehmen. "Wir werden es auf jeden Fall ausstrahlen", sagt Sender-Sprecherin Anke Eickmeyer und zeigt sich verwundert über den Aufschrei von Politikern, die das, was sie kritisieren, allesamt noch nicht gesehen haben können. Beschwert hat sich neben Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) auch die Kinderkommission des Bundestages.

Eltern-Coaching mit Katja Kessler: Die Ehefrau desBild-Chefredakteurs Kai Diekmann soll den jungen Paaren als Expertin zur Seite stehen. (Foto: Foto: RTL / Frank Hempel)

"RTL instrumentalisiert in diesem Sendeformat Kinder in unverantwortlicher Weise. Die Produzenten dieser Sendung setzen insbesondere kleine Kinder bewusst existenziellen Ängsten aus und nehmen die seelische Gefährdung der Kinder billigend in Kauf", heißt es in einer Stellungnahme. Selbst die vom Sender zugesicherte psychologische Betreuung rechtfertige solch ein Vorgehen nicht. "Wir fordern RTL dringend auf, die Serie 'Erwachsen auf Probe' nicht auszustrahlen", heißt es da.

In der Sendung, die sich am BBC-Format "The Baby Borrowers" orientiert, geht es um ein Experiment, bei dem junge Paare mit Kinderwunsch getestet werden. "Einen Crash-Kurs zum Erwachsenen-Dasein", nennt RTL das, wenn den Paaren vier Tage lang Säuglinge anvertraut werden. Die im Nachbarhaus untergebrachten echten Eltern können das Geschehen über Kameras verfolgen und jederzeit eingreifen. Die echten Mütter der Kinder seien bei den Aufnahmen meist wenige Meter von ihren Kindern entfernt gewesen, hätten mitunter direkt hinter dem Kameramann gestanden, heißt es.

Die unabhängige FSF (Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen) habe dem Format eine "positive pädagogische Absicht" attestiert, sagt RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger und zeigt sich gesprächsbereit. "Einer inhaltlichen Diskussion der Sendung stellen wir uns eben auch inhaltlich und nicht populistisch. Dazu laden wir Kritiker gerne ein, sich die Sendung anzusehen."

© SZ vom 15.5.2009/bey - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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