RTL: Neue Comedy-Sendung mit Hape Kerkeling:Darf ich bitte aussteigen?

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Die einzige Frage, die man Günther Warnke alias Hape Kerkeling stellen sollte, wenn man unverhofft in seiner Sendung "Hallo Taxi" auftritt.

Ruth Schneeberger

Stellen Sie sich vor, Sie steigen in ein Taxi - und der Fahrer begrüßt Sie mit einem Rülpskonzert. Nicht unfreundlich oder herablassend, nein, geradezu fleißig. Er kann nämlich das gesamte Alphabet rülpsen, auf Deutsch und auf Englisch, und weil Sie so nett sind, würde er Ihnen das gerne vorführen. Würden Sie mitrülpsen? Aussteigen? Wüten? Lachen?

Die Fahrgäste, die Hape Kerkeling in den nächsten zwei Monaten auf RTL durch Düsseldorf chauffiert, befinden sich irgendwo dazwischen. Es gehen ihnen auf diesen bemerkenswerten Ausflügen bestimmt sehr viele Gedanken durch den Kopf - nur nicht der, dass sie gerade von Deutschlands zurzeit angesagtestem Komiker veralbert werden.

Das Konzept von "Hallo Taxi!" ist schnell erzählt: Hape Kerkeling schlüpft wieder einmal mit falschen Zähnen, falschem Haar und fahler Haut in die Rolle eines Underdogs, der der Welt auf den Nerv geht. Vornehmlich und am liebsten der Welt direkt um ihn herum, und die ist diesmal ziemlich klein: Sein Düsseldorfer "Service-Taxi"- "Sie sagen, ich mache."

Wenn das allerdings so einfach wäre: Einsteigen, Fahrtziel anordnen, in Ruhe gelassen werden, aussteigen - das geht natürlich so nicht. Hape alias Günther Warnke hat mehr mit seinen Gästen vor. Die ersten Glücklichen sehen wir am Samstag Abend um 22.15 Uhr auf RTL.

Anfangs noch ziemlich angewidert, dass der Taxifahrer sie auf dem Weg zum Flughafen überhaupt anspricht, plaudert sich der erste weibliche Fahrgast von Günther Warnke dann doch in Fahrt. Sie kann nicht glauben, dass ihr Taxifahrer wirklich das ganze Alphabet rülpsen kann. "Wissen Sie, wen Sie vor sich haben? Den Rülps-Weltmeister 2006!", ist Warnke in seinem Stolz getroffen, und schüttet fortan während des Lenkens Unmengen von Brause-Tütchen in sich hinein, um besser aufstoßen zu können. "Jetzt baut es sich auf, Moment", begleitet er jeden seiner eigenen Atemzüge. Die Frau kann sich ein entsetzt-unterdrücktes Lachen nicht verkneifen - würde aber im Leben nicht darauf kommen, dass sie es ist, über die gerade vor den Bildschirmen gelacht wird.

Lesen Sie weiter auf Seite 2, wie Kerkeling mit einem Fahrgast durch die Waschanlage fährt.

Da passt es gut, dass auch der nächste Fahrgast der ersten Fahr-Stunde ein leicht verkopfter und etwas schüchterner Nicht-Düsseldorfer ist, der sich höflich-zögernd verwundert auf das Gespräch mit dem wunderlichen Vordermann einlässt. Ob er es eilig habe, will Günther Warnke wissen. "Nicht besonders" ist eindeutig die falsche Antwort. Denn daraus leitet der Taximensch die Erlaubnis ab, mit seinem Insassen eine kleine Abkürzung zu probieren - durch die Waschstraße. Das Taxameter läuft derweil natürlich weiter - genauso munter, wie Günther seinen entsetzten Fahrgast detailliert über Notwendigkeit und Einzelheiten des Waschvorgangs belehrt.

Erst als er danach noch "kurz" die Innenreinigung des Wagens vornehmen möchte, wird es dem Fahrgast zu bunt. Weder die Zeit in der Waschanlage noch den Waschvorgang an sich will er zahlen. Dafür nimmt der Chauffeur dem Resignierten kurz vorm Ziel noch das Versprechen ab, die Innenreinigung nachzuholen - wenn er ihn nach dessen Termin wieder abholt und zurück bringt in die Innenstadt.

Nach der Horror-Fahrt werden die Betroffenen vor der Kamera noch einmal getrennt voneinander befragt. Sie wirken nach der Aufklärung über das wahre Wesen des falschen Taxifahrers sichtbar erleichtert, dass sie die Reise überstanden haben und ihr Verstand doch noch nicht so weit von dem des Durchschnitts entfernt ist.

Lächerliche kleine Welt

Wir könnten uns also auf eine nette kleine Samstagabend-Unterhaltung freuen - wenn wir nicht wüssten, dass Hape Kerkeling eigentlich viel besser ist. Es macht zwar Spaß, ihm dabei zuzusehen, wie Günther Warnke seine lächerliche kleine Düsseldorfer Welt dem Fahrgast aufdrängt - doch Hape Kerkeling hält sich dabei merkwürdig zurück. Ein bisschen mehr aufs Gas zu treten, die Gäste ein Stück mehr zu belästigen, noch aufdringlicher seine Lebensweisheiten zum Besten zu geben - das würde die Sendung allemal bunter machen. So lebt sie nun vornehmlich von dem Wissen des Zuschauers, das der Fahrgast nicht hat: Hape ist an Bord.

Seine besten Zeiten hatte Hape Kerkeling immer dann, wenn er sich was getraut hat: Als Königin Beatrix in Berlin, als Lokalreporter Horst Schlämmer, als Kellner, der Bundeskanzlerin einen Eisbecher reichend, oder als nerviger Interviewer, der Promis auf dem roten Teppich beleidigt - für solche Auftritte wurde er zu Recht zum besten Komiker des Jahres 2007 gewählt.

Jetzt aber scheint er mehr Wert darauf zu legen, dass ihn der Fahrgast nicht erkennt, damit er sein Programm durchziehen kann. Wie unnötig das ist, zeigt schon das Ende der ersten Sendung: Als Günther Warnke sich als Hape Kerkeling zu erkennen gibt, ja sogar die falschen Zähne rausnimmt, kann sein Gast, der sogar schon die Kamera entdeckt hat, das immer noch nicht glauben: "Sie sind nicht wirklich Hape Kerkeling - oder?"

Vielleicht findet Hape Kerkeling nun, nachdem er von der ARD umworben wurde, um unverhofft zum ZDF zu wechseln, zu seiner alten Größe wieder. Bis dahin ist er immer noch um eine Spurlänge besser als die meisten seiner Comedy-Kollegen.

"Hallo Taxi" läuft ab 5. April, 22.15 Uhr, sieben Folgen lang auf RTL.

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