Radcliffe alias Potter:Der Zauberlehrling wird erwachsen

Lesezeit: 2 min

Selten wurde ein Schauspieler so mit "seiner" Rolle gleichgesetzt wie Daniel Radcliffe - nun fällt es umso mehr auf, dass er aus dem Lehrlingsalter herauswächst.

Alexander Menden

Möglicherweise stellt Daniel Radcliffe aber eine Ausnahme dar von dieser Regel der ewigen Festlegung auf einen Marken-Charakter. Die bisherige Laufbahn des gebürtigen Londoners wirkt nicht wie die so vieler Kinderstars, die, ihrer präpubertären Niedlichkeit entwachsen, in ein Karriereloch stürzen. Bevor er Harry Potter wurde, hatte Daniel Radcliffe, 1989 als Sohn eines Literaturagenten und einer Casting-Agentin in Fulham geboren, erst in zwei größeren Produktionen mitgespielt: einer BBC-Serie nach Dickens' "David Copperfield" und in der John-le-Carré-Verfilmung "Der Schneider von Panama".

Daniel Radcliffe ist für uns gleich Harry Potter - hier bei einem Auftritt in Japan im Juni 2007. (Foto: Foto: AP)

Am Set jenes Films riet seine Drehpartnerin Jamie Lee Curtis Daniels Mutter, ihn am Casting für den ersten Potter-Film teilnehmen zu lassen. Als er 2001 in "Harry Potter und der Stein der Weisen" zum ersten Mal ins Zauberinternat Hogwarts reiste, war er elf; wenn er am 23. Juli seinen 18. Geburtstag feiert, wird er schon mit den Dreharbeiten zu Nummer sechs, "Harry Potter und der Halbblutprinz", begonnen haben.

Daniel Radcliffe ist nicht nur darstellerisch an seiner Rolle gewachsen, er ist auch buchstäblich in ihr aufgewachsen. Gerade die Tatsache, dass die Filmserie, in deren Zentrum er steht, an ein ebenso langlebiges wie international erfolgreiches publizistisches Phänomen wie die Romanreihe von Joanne K. Rowling gekoppelt ist, hat ihm genügend Zeit gelassen, nach geeigneten Nebenprojekten zu suchen, die ihn schonend auf die Zeit nach Harry Potter vorbereiten.

Es sieht so aus, als gebe es für Radcliffe ein Leben nach Harry Potter

Neben einem selbstironischen Auftritt in der Fernsehserie "Extras", in der er sich selbst als hormonell verwirrten Teenager spielte, erregte vor allem seine Teilnahme an einer Londoner Theaterproduktion im Februar dieses Jahres Aufsehen: Peter Shaffers "Equus", ein Psychodrama aus den siebziger Jahren, hätte ästhetisch und thematisch kaum weiter entfernt sein können vom eskapistischen Hogwarts-Universum. Es wurde gemunkelt, Rowling selbst habe ihm vorgeschlagen, sich an der Rolle des Stalljungen Alan zu versuchen, der mehreren Pferden die Augen aussticht. Radcliffe zeigte eine reife, nuancierte darstellerische Leistung in einer Rolle, die von ihm unter anderem verlangte, minutenlang nackt über die Bühne zu laufen.

Es sieht so aus, als dürfe Daniel Radcliffe, von Publikum und Kritik gleichermaßen gefeiert, auch jenseits von Harry Potter auf eine spannende schauspielerische Laufbahn hoffen. Um seine finanzielle Zukunft muss der Jungstar sich ohnehin längst keine Sorgen mehr machen: Allein für die beiden jüngsten Potter-Filme ist ihm eine Gage von rund 37 Millionen Euro sicher.

© SZ vom 5.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: