ProSieben Sat.1:Einer für alle

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Mit dem Aufstieg von Andreas Bartl zum Managing Director bei ProSieben Sat.1 kündigen sich weitere personelle Umwälzungen bei Deutschlands größtem Sender an. Am Ende bleibt die Frage: Wie viel Sat.1 will der TV-Konzern noch?

Christopher Keil

Die Personalie hatte sich bereits Ende der vergangenen Woche angekündigt. Nachdem Guillaume de Posch, der Vorstandsvorsitzende der ProSieben Sat.1 Media AG, im April Verluste im ersten Quartal 2008 vermelden musste, wurde über Strukturveränderungen in Deutschlands immer noch größtem Fernsehkonzern nachgedacht.

Möglicherweise hat auch eine Rolle gespielt, dass infolge der schlechten Ergebnisentwicklung der Chef des Werbezeitenverkäufers von ProSiebenSat.1, Peter Christmann, seinen Rückzug ankündigte und de Posch nun zusätzlich noch die Verantwortung für Marketing und Human Ressources (Personalentwicklung) übernimmt. Jedenfalls wird de Posch seine direkte operative Zuständigkeit für die TV-Programme delegieren.

Zusätzliche Hierarchie-Ebene

Wie aus ProSieben-Sat-1-Kreisen zu erfahren ist, steigt ProSieben-Geschäftsführer Andreas Bartl zum Managing Director auf, wird aber nicht Mitglied des Vorstandes. Damit wird eine zusätzliche Hierarchie-Ebene zwischen de Posch und die Geschäftsführer der Sender ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und N24 eingezogen.

Das Modell ist nicht neu. Vorbild sind die niederländischen Schwester-Kanäle SBS6, Net5, Veronica (kamen über die Fusion mit SBS zum ProSieben-Sat-1-Konzern), die bereits mit einer Manager-Mannschaft bespielt werden.

ProSieben Sat.1 wollte sich am Sonntag nicht äußern, doch bis Dienstag soll der Umbau verkündet werden. Um Bartl allein wird es dabei nach SZ-Informationen nicht gehen.

Eine für alle Sender zuständige Kreativabteilung

So soll dem Managing Director ein Board of Content zugeordnet werden, eine für alle Sender zuständige Kreativabteilung, die in Sendermarken zu denken und zu planen hat.

Demnach wird wohl der bisher in der ProSieben-Unterhaltung (Formatentwicklung und Comedy) eingesetzte Michael Schmidt die Unterhaltung in der Sendergruppe koordinieren, der bisherige Chefredakteur von ProSieben, Thomas Zwiessler, wird sich übergeordnet um Magazine und Infotainment kümmern.

Ein Bereichsleiter für die deutsche Fiktion wird gesucht, Joachim Kosack gilt als Kandidat, der seit November 2007 die Fiktion bei Sat.1 betreut und vorher Produzent bei der Berliner Firma Teamworx war.

Unklarheiten für die bisherigen Geschäftsführer

Wie die Geschäftsführer der Sender - also Matthias Alberti und Torsten Rossmann für Sat.1 beziehungsweise Rossmann auch für N24 sowie Guido Bolten für Kabel 1 - in dieser Konstruktion wirken können, ist unklar.

Bei ProSieben Sat.1 wird der Managing Director als Ansprech- und Diskussionpartner der Geschäftsführer betrachtet. Fest steht aber, dass bald ProSieben-Manager bestimmen, welche Rolle Sat.1 im Konzern zu spielen hat, welche Unterhaltung Sat-1-Unterhaltung sein soll und wie Nachrichtenwert bei Sat.1 definiert wird. Bleibt die Frage: Wie viel Sat.1 will der Konzern überhaupt noch?

© SZ vom 05.05.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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