Porträt:"Mein Heimstadion"

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Hannes Wittmer startete im Cairo seine Karriere

Von Florian Welle, Würzburg

Erst im Mai hat der Musiker, der sich Spaceman Spiff nennt, mal wieder im Cairo gespielt. Der Singer/ Songwriter stellte dort seine jüngste Platte Endlich Nichts, in der es recht viel um Entschleunigung geht, im Innenhof des Jugendkulturhauses vor. Das Konzert war ausverkauft. Spaceman Spiff, der schon seit geraumer Zeit mit melancholisch angehauchten Liedern voller Hintersinn deutschlandweit auf sich aufmerksam macht, ist so eng mit dem Cairo verbunden, wie wohl kein zweiter Musiker Würzburgs. Gefühlte 20 bis 30 Mal trat er hier in den letzten Jahren auf: "Wenn ich eine Fußballmannschaft wäre, dann wäre das mein Heimstadion."

Spaceman Spiff, der bürgerlich Hannes Wittmer heißt und im unterfränkischen Fuchsstadt aufgewachsen ist, kam 2006 nach Würzburg. Neben dem Studium machte der sozial engagierte Künstler im Cairo ein Praktikum und arbeitete ehrenamtlich an der Theke, ehe er mit seinen damaligen Bands Gung Fu und Taschenrocker die große Bühne des Jugendkulturhauses erklomm - die schnuckelige Studiobühne gab es zu der Zeit noch nicht. "Das Cairo", erzählt der Endzwanziger, "war unser Madison Square Garden". Höhepunkt: 2008 waren die Taschenrocker Vorband von Gaslight Anthem. Wie es sich für das Cairo gehört, haben die Amerikaner auch bei den Bandmitgliedern gewohnt.

Sein erstes Solokonzert als Spaceman Spiff gab Hannes Wittmer dann im Cairo ein Jahr später. Anschließend kehrte er Würzburg den Rücken und ging mit zwölf Liedern im Gepäck nach Hamburg. Erst dort wurde ihm klar, dass er ausschließlich vom Singen leben wollte. Der Indie-Verlag "Mairisch", bei dem er noch heute ist, brachte das Debüt "Bodenangst" heraus. 2010 wurde er mit dem Hamburger Musikpreis "Krach & Getöse" ausgezeichnet.

Zurzeit ist der Musiker dabei, seine Hamburger Wohnung aufzulösen. Ob er wieder ganz zurück nach Würzburg geht, ist noch offen. Momentan ist immer noch touren angesagt. Die Konzerte führen Wittmer, passend zu dem neuen Song "Vorwärts ist keine Richtung", kreuz und quer durchs Land. Wohin sie ihn auf dieser Tournee allerdings nicht mehr führen werden, ist ein Ort wie das Cairo. Wo man in einem ehemaligen Zuchthaus spielt. Wo man das Equipment die Treppe hochschleppen muss. Wo aber auch der Sound richtig gut ist. "In der Größenordnung", sagt Hannes Wittmer, "gehört das kuschelige Cairo zu den besten Bühnen Deutschlands."

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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