Polit-Roman:Im Fadenkreuz

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In seinem neuen Buch "Tod eines glücklichen Menschen" wagt sich Giorgio Fontana an eine der schwierigsten und folgenreichsten Phasen der jüngeren Zeitgeschichte Italiens - den Terror in Italien um 1980.

Von Maike Albath

Zuerst verroht die Sprache. Junge Leute beschimpfen die Repräsentanten des Staates als Faschisten, im rechten Lager der Politik ist von Rache die Rede, überall herrscht eine martialische Rhetorik. Als Staatsanwalt Colnaghi im Sommer 1981 einen spektakulären Coup landet und den gerade zweiundzwanzigjährigen Terroristen Gianni Meraviglia festsetzt, schuldig an der Ermordung eines Christdemokraten, sucht er das Gespräch mit dem charismatischen Anführer. Er will verstehen, wieso Kinder aus bürgerlichen Elternhäusern zu Waffen greifen. Die Wut könne er nachvollziehen, aber wieso diese grausamen Hinrichtungen? Worte ohne Taten seien nichts wert, entgegnet ihm Meraviglia, außerdem habe der italienische Staat die Spirale der Gewalt überhaupt erst in Gang gesetzt: Die Bomben in Mailand, Brescia und Bologna, der Terror von rechts, die Ermittlungen im linken Milieu, die ungeklärte Rolle der Geheimdienste.

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