Pfunds-Girl Liz Hurley:Die Ex-Bombe

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Liz Hurley: Model, Managerin, Mutter. Aber wer war nochmal Liz Hurley? Ach richtig, ihre Karriere neigt sich dem Ende. Und jetzt braucht sie offenbar Geld. Das bösartige Porträt aus dem SZ-Magazin.

Alison Bowyer

Man hat einmal Über sie gesagt, sie sei als Schauspielerin "so hölzern, dass sie für Außenaufnahmen mit Lasur behandelt werden sollte". Ihre Leinwandauftritte wurden mit Autounfällen verglichen - "so grauenhaft, dass man einfach hinschauen muss".

Íhren Zwei-Millionen-Pfund-Vertrag als Gesicht von Estee Lauder verlor sie bereits - wegen Enthüllungen über ihr Privatleben, die dem Konzern missfielen. (Foto: N/A)

Ihre letzten drei Filme waren Flops, und wie es aussieht, wird Liz Hurley nur dann jemals einen Oscar in Händen halten, wenn man sie bitten sollte, einen zu polieren. Doch bei all dem Spott über ihr mangelndes schau-spielerisches Talent gerät ein Aspekt leicht in Vergessenheit: dass Liz Hurley eine intelligente Geschäftsfrau ist, die es versteht, äu-ßerst geschickt mit den Medien umzugehen.

Nun aber ist sie 38 und das heißt, ihre Modelkarriere nähert sich dem Verfallsdatum; ihren Zwei-Millionen-Pfund-Vertrag als Gesicht von Estee Lauder verlor sie bereits - wegen Enthüllungen über ihr Privatleben, die dem Konzern missfielen. Mit einem Mal sieht es nicht mehr so rosig aus für die Frau, der die Welt einmal zu Füßen lag. Das könnte sich als echtes Problem für Elizabeth Hurley herausstellen, denn all ihr Streben kennt nur ein Ziel: im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.

Doch wie soll die Zukunft aussehen für jemanden, der selbst bei großzügigster Auslegung nur dafür berühmt ist, berühmt zu sein? Was wird aus ihr, wenn ihr größtes Kapital - ihr Aussehen - allmählich schwindet? Die Antwort liegt in der Geschichte ihres Aufstiegs zum Ruhm. Von Kindheit an fühlte sich Hurley als etwas Besonderes. Ihr geschliffener Akzent deutet auf eine Ausbildung an einer erstklassigen englischen Privatschule hin, doch sie stammt aus eher kleinen Verhältnissen. Wie vieles an ihrem Image dient auch ihr Akzent nur dazu, sich von der Masse abzuheben.

Elizabeth Jane Hurley wurde am 10. Juni 1965 geboren. Ihre Schwester Kate erinnert sich, dass sie bereits als Baby stets im Mittelpunkt stehen musste und "unglaubliche Wutanfälle" bekam, wenn man sie nicht beachtete. Als sie 15 war, lud sie die Jungs aus ihrer Klasse zu sich nach Hause ein, wenn die Eltern ausgegangen waren, und stolzierte oben ohne am Swimmingpool auf und ab. Außerdem begann sie, wie eine Aristokratenwitwe der dreißiger Jahre zu sprechen. Das mag ihr an der örtlichen Gesamtschule einigen Spott eingebracht haben, aber es erfüllte seinen Zweck: Sie fiel auf.

"Sie sprach mit jedem anders, was ich ganz reizend fand", erzählt ihr erster Freund Antony Allcock, damals ein Punkrocker. "Sie sah nicht nur gut aus, sie hatte auch eine Stimme, die mir sehr gefiel." - "Auf mich wirkte es schon ziemlich gekünstelt", urteilt dagegen ihre Schulfreundin Debra Holder. "Ihre Schwester sprach nicht so."

Als Teenager war Liz beinahe krankhaft eifersüchtig auf ihre Schwester. Auch wenn sie sie in puncto Glamour schließlich ausstechen sollte, glaubte Liz lange, in Kates Schatten zu stehen. "Dabei war Liz so schön", schwärmt Holder, "sie hat überall Aufsehen erregt. Liz trug niemals Höschen, selbst unter knappen Lederminis nicht. Sie hatte einen Hang zum Exhibitionismus."

Bei der ersten Gelegenheit verließ Liz ihre Heimatstadt Basingstoke und ging nach London. 1986, während eines Vorsprechens für die Rolle von Lord Byrons Geliebter in dem spanischen Film Romando Al Viento, begegnete sie Hugh Grant.

Grant passte sehr genau in die Kategorie der "hübschen Jungs", die Liz bevorzugte. Ebenso wie Hurley war er von der englischen Oberschicht vergangener Zeiten fasziniert. Schon bald wohnte das Paar gemeinsam in Grants Apartment in West-London. 1988 errang Hurley einen Achtungserfolg mit ihrer Rolle in der BBC-Verfilmung Christabel. Sie wurde als die kommende Entdeckung gehandelt; den Durchbruch aber schaffte sie nie. Ironie des Schicksals: In dem Film, der sie schlagartig bekannt machen sollte, war Liz Hurley gar nicht zu sehen.

Als sie Hugh Grant 1994 auf die Londoner Premiere seines Films Vier Hochzeiten und ein Todesfall begleitete, waren die Fotografen wie elektrisiert: Das 2000 Pfund teure Versace-Kleid, das nur von riesigen goldenen Sicherheitsnadeln zusammengehalten schien, ihr strahlendes Lächeln und ihre atemberaubende Figur sorgten dafür, dass nicht die weiblichen Stars des Films, sondern Liz auf allen Titelblättern zu sehen war. Endlich eine Frau, an der alles echt war: die einen Busen und runde Hüften hatte und ohne Scheu ihre Sexualität für sich einsetzte - ein erfrischender Gegensatz zu den spröden Hollywood-Schönheiten!

"Das Kleid", wie es fortan genannt wurde, machte Liz Hurley über Nacht zum Star. Jede Zeitschrift wollte sie auf der Titelseite haben. Nach einer Fotostrecke für das Gesellschaftsmagazin Tatler wurde sie als das Gesicht von Estee Lauder unter Vertrag genommen, das die Firma auf der ganzen Welt repräsentierte. Wichtiger als das beträchtliche Honorar war für Liz jedoch der Status, der ihr damit verliehen wurde. "Nun konnte man sie als 'Elizabeth Hurley, Covergirl für Estee Lauder' bezeichnen", sagt ihr früherer Freund, der Autor Toby Young. "Aber eigentlich war es eher ein Schritt zurück: von der Schauspielerin zum Supermodel. Gewöhnlich läuft es genau anders herum."

Von Ehrgeiz getrieben hatte Hurley 1991 Grant in London zurückgelassen und war nach Los Angeles gezogen, um dort ihre Schauspielkarriere voranzutreiben. Aber während es mit Grants Karriere steil bergauf ging, zerplatzte Liz' Traum von Hollywood. Zwar spielte sie eine kleine Rolle in dem

Film Passenger 57, an der Seite von Wesley Snipes, doch im Grunde war sie eine arbeitslose Schauspielerin. Im Gegensatz zu unzähligen anderen Schauspielern in Hollywood musste Liz nicht kellnern: Ihr Lebensstil in Los Angeles wurde größtenteils von Hugh Grant finanziert. Gemeinsam betrieben sie Simian Films, eine Produktionsfirma mit Sitz in London.

Obwohl sie ein Paar waren, weigerte sich Grant, ihr nach Amerika zu folgen. Damals wie heute "verabscheute" er Los Angeles. In kürzester Zeit kursierten Gerüchte, Liz betrüge Grant. Zur gleichen Zeit, als sie in einem Interview erklärte, wie sehr sie ihn vermisse, führte sie eine stürmische Beziehung mit ihrem Landsmann William Annesley. Er blieb wohl nicht der Einzige. Ihr schauspielerisches Können mag man anzweifeln, aber nur wenige Frauen können mit Hurleys sexueller Ausstrahlung mithalten. "Wenn Liz einen Raum betritt, will jeder Mann sie haben und jede Frau will sie sein", meint Birgit Cunningham, die mit Hurley im selben Haus wohnte. "Sie steht in der Tür und den Leuten bleibt der Mund offen stehen."

Eines Sonntags, bei einer Lunch-Party in West Hollywood, kam Liz in die Küche, in der der Hausherr, ein amerikanischer Musiker, gerade kochte. Sie drückte ihn gegen die Wand und küsste ihn heftig, ohne sich darum zu scheren, dass jeden Augenblick seine Frau hereinkommen konnte. Typisch für Hurley. Als Frau möchte man seinen Freund nicht mit ihr allein lassen.

Die Beziehung zwischen Hurley und Grant hielt trotzdem, sogar als Grant 1995 von der Polizei in Los Angeles inflagranti mit der Prostituierten Divine Brown erwischt und verhaftet wurde.

Trotz der öffentlichen Demütigung und des echten Leids, die ihr Grants Verhaftung einbrachten, war Liz entschlossen, dafür zu sorgen, dass weder Grants noch ihre Karriere darunter litten. Viele Leute waren von ihrer Loyalität gerührt, Hurley kam ihnen zum ersten Mal richtig menschlich vor: Eine Frau, begehrt von Millionen von Männern, wird mit einer gewöhnlichen Prostituierten betrogen - und dennoch hält sie zu ihm.

"Das Kleid" hatte sie in Großbritannien zum Star gemacht, aber in Amerika war sie - im Gegensatz zu Hugh Grant - nach wie vor unbekannt. Als die Nachricht von seiner Verhaftung durchsickerte, wurden die Amerikaner neugierig auf die Frau, die er betrogen hatte. Hurley und Grant wurden mit Anfragen bombardiert, in den größten Fernsehshows Amerikas aufzutreten: Es war Liz' große Chance, sich in den USA einen Namen zu machen - und sie nutzte sie.

Während sich Grant bei Larry King, David Letterman und Jay Leno in einer Art Opferritual zum Abschuss freigab, fiel Liz' Wahl auf Amerikas First Lady für Prominenteninterviews, Barbara Walters. Ihr Auftritt in Walters' Nachrichtenmagazin 20/20 erreichte in den USA die zweithöchste Zuschauerzahl der Woche und wurde von zwanzig Millionen Menschen gesehen. Auf die Frage, warum Grant sich mit einer Pros-tituierten eingelassen habe, antwortete sie: "Ich glaube, die meisten Dinge im Leben tut man, weil man sie tun will. Für mich war das immer das Entscheidende." - "Gerade im puritanischen Amerika hat man es ihr hoch angerechnet, dass sie zu Hugh Grant hielt", meint ihre Freundin Birgit Cunningham. "Das war der Moment, in dem sie in den USA bekannt wurde."

Nur ein paar Tage zuvor, bei der Premiere von Grants neuestem Film Nine Months, hatte Liz alle mit ihrem Erscheinen an seiner Seite überrascht. Wie immer sprach ihre Kleiderwahl Bände: In einem kurzen weißen Kleid mit ungewöhnlich züchtigem Dekolletee und einem schlichten goldenen Kreuz um den Hals hinterließ sie einen ernsten und unnahbaren Eindruck. "Liz setzt ihre Kleidung sehr gekonnt ein", so Jane Proctor, ehemalige Chefredakteurin des Tatler. "Fühlt sie sich bedroht, greift sie zu Jeans und T-Shirt, um natürlich zu wirken. Mit dem weißen Kleid betonte sie nur, wie unsagbar schön sie war, und alle fragten sich, wie Grant je auf die Idee kommen konnte, sie mit einer Straßenhure zu betrügen."

Nichts von dem Skandal blieb an Liz haften. Anders als viele ihrer britischen Landsleute in Hollywood, die nie begriffen, wie dieser Ort funktioniert, weiß sie, wie man sich selbst vermarktet. Sie besitzt eine natürliche Begabung dafür. Darin liegt, neben dem Zauber, über den sie zweifellos verfügt, der Schlüssel zu ihrem Erfolg.

Nach 13 gemeinsamen Jahren gaben Hurley und Grant im Mai 2000 ihre Trennung bekannt. In diesem Moment begann Hur-leys Stern zu sinken: Als Partnerin von Englands Lieblingsschauspieler genoss Liz ein gewisses Ansehen. Es spielte keine Rolle, dass sie als Schauspielerin keinen Erfolg hatte, solange sie bei Grants Filmpremieren das Rampenlicht für sich beanspruchen konnte. Aber als allein stehende Frau, die sich mit diversen reichen Männern sehen ließ, bekam ihr Image als Englische Rose Kratzer.

Als sie obendrein erotische Fotos von sich in Hochglanzmagazinen veröffentlichen ließ, sorgte das beim Familienunternehmen Estee Lauder für Verstimmung. Firmenchef Leonard Lauder beschloss, Hurley loszuwerden, weil ihr Image zu billig geworden war. Der Tiefpunkt kam bei der Oscarfeier 2001, als sie mit Pamela Anderson einen auf Lesben-Chic getrimmten Auftritt hinlegte. Innerhalb von sechs Monaten wurde sie als Gesicht von Estee Lauder ausgetauscht, obwohl sie laut Vertrag die Parfümprodukte der Firma noch bis 2006 vertritt.

Im Sommer 2001 wurde Hurley vom amerikanischen Milliardär Steve Bing schwanger. Der Playboy zweifelte seine Vaterschaft jedoch an und Liz wurde von seinen Freunden beschuldigt, nur hinter seinem Geld her zu sein.

Auch jetzt, 19 Monate nach Damians Geburt, hat Bing seinen Sohn noch nicht gesehen. Die Taufe letztes Jahr in London gewährte einen faszinierenden Einblick in das Leben Elizabeth Hurleys: Zu den dreißig Gästen zählten unter anderem Sir Elton John, David und Victoria Beckham sowie das Supermodel Elle MacPherson.

Statt einen alten Freund oder Verwandten zum Taufpaten zu machen, wählte Liz gleich sechs Männer, alle reich, zumindest aber berühmt: Elton John und dessen Lebensgefährten David Furnish, ihren Lieblingsbegleiter. Den Aristokraten und Multimillionär Henry Dent-Brocklehurst. Hugh Grant wurde ebenfalls auserwählt, blieb der Zeremonie aber fern. Der amerikanische Schauspieler Denis Leary, dem man eine Affäre mit Liz nachsagt, wurde Patenonkel Nummer fünf; der 62-jährige Amerikaner Teddy Forstmann - ein weiterer Exfreund Hurleys und einer der reichsten Männer der Welt - Patenonkel Nummer sechs. So viel ist sicher: Damian Hurley wird es nie an Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken mangeln.

Steve Bing zahlt 100000 Pfund Unterhalt im Jahr für seinen Sohn - eine Summe, von der Liz behauptet, sie könne darauf verzichten. Es ist jedoch schwer nachzuvollziehen, wie sie ohne dieses Geld ihren Lebensstil aufrechterhalten könnte. Kürzlich stand sie bei Dreharbeiten zu dem Film Method in Rumänien vor der Kamera; den größten Teil des Jahres 2003 hat sie jedoch mit ihrem neuen Lebensgefährten, dem indischen Geschäftsmann Arun Nayar, auf Urlaubsreisen verbracht.

Den 37-Jährigen traf sie im vergangenen Winter auf einer Party in der Schweiz. Fotos zeigen das Paar beim Skiurlaub in Gstaad, auf Partys in New York, knutschend bei einer Schifffahrt auf der Themse, auf einer Yacht vor Capri. Außerdem machten sie Urlaub auf Barbados und in Aruns Heimatstadt Bombay. Wie Bing ist auch Nayar ein Playboy, den man als Millionär betitelt; allerdings ist es Nayars deutschstämmige Mutter Gunnar, die die Geschäfte und Finanzen des familieneigenen Textilimperiums kontrolliert. Der vielen Zeit nach zu schließen, die Nayar an Liz' Seite verbringt, scheint die Leitung seiner Computerfirma nicht sonderlich anstrengend zu sein.

Von Heirat ist die Rede, aber zu Liz' Unglück hat Nayar bereits eine Frau, wenngleich die beiden getrennt leben. Die harte Arbeit, die Liz in der Zeit nach der Affäre mit Steve Bing geleistet hatte, um sich als verletzliche allein erziehende Mutter neu zu erfinden, verpuffte mit der Anschuldigung, sie stehle einer anderen Frau den Ehemann. Nayars Frau, das italienische Model Valentina Pedroni, warf Liz - ihrer einstigen Freundin - vor, "keine Skrupel" zu haben, und weigerte sich vehement, in die Scheidung einzuwilligen. Inzwischen hat sie sich jedoch bereit erklärt, in aller Stille abzutreten, damit die beiden heiraten können.

Es fällt schwer, sich Liz Hurley als Hausfrau vorzustellen. Sie ist süchtig nach den Blitzlichtern der Fotografen; ihr Status als Star geht ihr über alles. Doch je älter sie wird, desto härter wird auch der Kampf in der Hackordnung der Prominenten. Als Schauspielerin wird sie es nicht mehr weit bringen und Modeln ist ein Job für junge Leute. Wovon soll sich ihr Ruhm nähren, wenn sie nicht mehr zu Kinopremieren eingeladen oder in den wichtigen Magazinen zu sehen sein wird?

"Denkt man an Elizabeth Hurley, denkt man an ein Model, an Versace und Hugh Grant", meint der Hollywood-Reporter Marc Freden, "und nicht an eine Schauspielerin. Glauben Sie wirklich, man würde sie für eine Mutterrolle besetzen?"

Unglücklicherweise bietet ihr nun auch Hugh Grant keine Chance mehr auf langfristigen Erfolg. Seine Karriere scheint unaufhaltsam und bei jedem Projekt von Simian Films mit ihm in der Hauptrolle war Liz bisher automatisch mit im Boot - doch vor kurzem hat er die Geschäftsbeziehung zu ihr aufgegeben.

Man kann jedoch darauf wetten, dass Liz alles dafür tun wird, weiterhin im Gespräch zu bleiben. "Man muss immer weiterkämpfen und hart arbeiten", sagte sie in einem Fernsehinterview. Das wäre eine passende Grabinschrift, die ihr wahrscheinlich auch gefallen würde. Andere sind da grausamer. "Wenn Elizabeth einmal nicht mehr erster Klasse fliegt, war's das für sie, und das weiß sie auch", meint eine Modejournalistin. Derzeit ist ihr der Platz im Jetset noch sicher.

© SZ-Magazin v. 28.11.2003 Text / Illustrationen © SZ-Magazin - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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