Personalie:Porzellan aufräumen

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Freia Oliv hat Kunstgeschichte, Germanistik und Völkerkunde studiert und als Journalistin gearbeitet. Nun übernimmt sie interimshalber bis Oktober 2018 die Leitung des Campendonk-Museums in Penzberg. (Foto: Freia Oliv)

Freia Oliv wird neue Leiterin des Museums in Penzberg

Von Sabine Reithmaier, Penzberg

"Die kreisförmige Bewegung allein ist ohne Ortsveränderung, vereinigt Ruhe mit unaufhörlicher Bewegung, ist durchaus gleichmäßig und daher das Maß aller anderen Bewegung." Zugegeben, die Einleitung ist ein wenig umständlich. Aber der Satz, mit dem Christian August Brandis 1862 in seiner "Geschichte der Entwickelungen der griechischen Philosophie" die aristotelische Physik zu erläutern versuchte, passt maßgeschneidert zu den Penzberger Bemühungen, eine neue Leitung für das Campendonk-Museum zu finden. Nach wochenlangem Hin und Her ist man wieder am Ausgangspunkt angekommen: Gisela Geiger, bisherige Leiterin, bleibt, wie ursprünglich vorgeschlagen, bis Oktober 2018 im Haus. Allerdings nicht als Chefin: Diesen Posten übernimmt die Kunsthistorikerin Freia Oliv.

Zur Erinnerung: Erst bestand der Penzberger Stadtrat darauf, die langjährige Leiterin, die das Museum mit der weltweit größten Sammlung an Werken Heinrich Campendonks in Penzberg aufgebaut hat, gegen ihren Willen Ende des Jahres in den Ruhestand zu schicken. Da Geigers Stellvertreterin und designierte Nachfolgerin Diana Oesterle bis Ende 2018 mit einem Forschungsprojekt zur Hinterglasmalerei der Moderne und ihrer damit verknüpften Dissertation beschäftigt ist, hatte Oesterle vorgeschlagen, für diesen Zeitraum den Vertrag der 66-jährigen Geiger noch einmal zu verlängern und sie mit 20 Wochenstunden weiterzubeschäftigen. Sie selbst hätte wie bisher 15 Stunden pro Woche gearbeitet. Der Stadtrat lehnte diese Idee ab, beschloss die zehn Monate mit einer Interimslösung zu überbrücken und fand diese auch mit der Kunsthistorikerin Freia Oliv.

Zum Leidwesen der Stadt bestand Oliv vor der Vertragsunterzeichnung darauf, dass Geiger ihr noch für einige Monate bei der Einarbeitung behilflich sein sollte. Daraufhin hieß es, Geiger bleibe bis Ende April. Doch inzwischen haben die seltsamen Scharmützel zwei der drei großen Leihgeber des Museums ziemlich erzürnt. Das ist schlecht für ein Haus, das keine eigene Sammlung, dafür aber gute Museen im Umfeld hat, die sich ebenfalls mit Expressionismus beschäftigen. Um sie zu beruhigen, darf Gisela Geiger jetzt bis Oktober 2018, also bis Oesterle zurückkehrt, bleiben. Wäre schön, wenn das auch möglich gewesen wäre, ohne so viel Porzellan zu zerschlagen.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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