Personalie:Mozart ist schuld

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Das Münchener Kammerorchester hat einen neuen Chefdirigenten

Von Egbert Tholl, München

Der Neue heißt Clemens Schuldt, ist 32 Jahre alt und wird von der Saison 2016/17 an Chefdirigent des Münchener Kammerorchesters (MKO) sein; sein Vertrag läuft zunächst drei Jahre.

Lange hatte sich das Kammerorchester Zeit gelassen, einen passenden Nachfolger für Alexander Liebreich zu finden. Dass dieser nach zehn Jahren seine Cheftätigkeit im Sommer kommenden Jahres beenden, dem Orchester als Dirigent aber verbunden bleiben wird, stand schon länger fest. Und nach einer kurzen Überlegungsphase, ob als ein in Konzerten auch immer wieder eigenverantwortlich auftretendes Orchester überhaupt einen neuen musikalischen Leiter bräuchte - was dann aber schnell feststand -, kamen der Entscheidungsfindung zwei Konzerte zu Hilfe. Das eine in München, das andere in Garmisch-Partenkirchen, das eine mit Mozarts "Linzer" Symphonie, das andere mit Strauss' "Metamorphosen". Nach diesen Konzerten hatten die Musiker, wie es Vorstand Michael Weiss formuliert, das "Gefühl, dass uns etwas verbindet". Und Schuldt selbst fand die Konzerte "herausragend spannend".

Noch lebt er in Berlin, bald wird er nach München ziehen, um sich, in "ein gemachtes Nest zu setzen". Damit meint er zum einen den hervorragenden Zustand des Orchesters (sieht man von dessen immer noch knapper, aber von allen Beteiligten mit unverzagter Verve bekämpfter finanzieller Ausstattung ab). Zum anderen aber auch die Arbeit seines Vorgängers. Er suchte ein Nest, ist nun seit vier Jahren "reisender Musikant", sprich Dirigent, spielte davor "viel, viel, viel" Streichquartett, war Assistent bei wichtigen Orchestern, kennt die Arbeit eines Kammerorchesters aus Bremen, fing an, renommierte Orchestern zu dirigieren und dürfte in mehrfacher Hinsicht tatsächlich der Richtige sein: Er hat die leuchtende Euphorie eines großen Buben, wenn er vom Kammerorchester spricht, und schätzt kammermusikalisches, also eigenverantwortliches Musizieren genauso - "ich versuche, als Mittler nicht zu stören" - wie das eines (erweiterten) Streichorchesters. Moderne wird es geben, ein bisschen Altes, ein bisschen Kanon - bestes MKO halt.

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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