Personalie:Kulturelles Bewusstsein

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Für mehr Selbstbewusstsein plädiert Staatsintendant Peter Theiler. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Nürnbergs Staatsintendant Peter Theiler geht nach Dresden

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

In dieser Woche saß Nürnbergs Staatsintendant Peter Theiler auf einem Podium, debattiert wurde die Bewerbung Nürnbergs als Kulturhauptstadt für das Jahr 2025. In dem Gespräch ging es auch um die Stadt Dresden, denn Dresden wird - sollte sich Nürnberg tatsächlich zu einer Bewerbung durchringen können - ein direkter Konkurrent sein für Nürnberg. Dresden wurde recht gelobt in dieser Debatte, zeigt sich die sächsische Landeshauptstadt doch entschlossen, Europas Kulturhauptstadt werden zu wollen. Nürnberg dagegen kam nicht gut weg, weil die Stadt sich nicht entscheiden mag, ob man sich nun trauen soll oder nicht. Vier Tage nach dieser Diskussion ist bekannt geworden, dass Peter Theiler zur Spielzeit 2018/19 an die Dresdner Semperoper wechselt.

Ein Zufall? Ja, ein Zufall, ein sehr hübscher allerdings. Die Podiumsdiskussion war lange schon geplant, und das, was Theiler dort sagte, hat man ihn bei anderer Gelegenheit immer wieder sagen hören. Er als Schweizer werde es nie verstehen, warum sich Nürnberg kulturell so wenig zutraue. Mehrere städtische und staatliche Museen, darunter das größte kulturhistorische Museum der Republik und das hoch angesehene Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Dürer natürlich. Aber auch die freie Jugendtheaterszene, eine der rührigsten der Republik. Und ja, zwei Orchester und das Staatstheater, das größte Dreispartenhaus in Bayern, das er seit 2008 leitet. Dass es sich so eine "kulturell gesegnete Stadt" nicht zutraue, das werden zu wollen, was "Städte wie Turku schon geschafft haben" - das könne er einfach nicht verstehen, sagte Theiler. Muss er nun auch nicht mehr. In Dresden haben sie das Problem mit dem mangelnden kulturellen Selbstbewusstsein nicht.

Der 59-Jährige hält sich noch zurück, nur dass er den Ruf an die Semperoper als "Krönung" empfinde, gibt er kund. Als Bestätigung seiner Arbeit darf er den Karrieresprung empfinden. Und als Bestätigung dafür, dass diese außerhalb Nürnbergs mehr wahrgenommen wird, als viele in der Stadt das wahrhaben wollen. In seine Zeit am Staatstheater fiel die Sanierung des Schauspielhauses, inklusive Auszug des Ensembles in eine Spielstätte auf dem früheren Reichsparteitagsgelände. Eine Aufgabe, die er ohne Verwerfungen meisterte. Der Intendant war es auch, der den Ballettchef Goyo Montero nach Franken lotste, ein Glücksgriff: Der Kompaniechef wurde mit dem Bayerischen Kulturpreis ausgezeichnet und lockt viel junges Publikum ans Haus. Eines aber war Theiler bislang nicht vergönnt: die dringend notwendige Sanierung des Opernhauses samt neuem Konzertsaal als Ausweichspielstätte wirklich auf den Weg zu bringen. Vollenden muss das nun ein anderer.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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