Personalie:"Keine Sekunde gezögert"

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Michael Hering wird neuer Leiter der Grafischen Sammlung

Von Evelyn Vogel, München

Umgezogen von Dresden nach München ist er schon, erzählt Michael Hering am Telefon. Im Augenblick pendelt er zwar noch hin und her, doch am 1. Januar kann's los gehen. Dann tritt der 51 Jahre alte Kunsthistoriker sein neues Amt als Direktor der Graphischen Sammlung München an. Damit wird er Nachfolger von Michael Semff, der im Frühjahr nach 15 Jahren an der Spitze der renommierten Institution in Ruhestand gegangen ist. Seither war der Posten vakant.

Hering war seit 2014 stellvertretender Direktor am Kupferstich-Kabinett in Dresden. Die vier Jahre davor war er dort Konservator für Zeichnung, Grafik und Fotografie. Hering kommt damit aus dem gleichen Haus wie Bernhard Maaz, der vor seiner Berufung als Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Frühjahr 2015 unter anderem Direktor des Kupferstich-Kabinetts war. Damit hat sich München nun innerhalb eines Jahres für seine Museumslandschaft erneut eine Führungskraft aus Dresden geholt.

Hering hat in Osnabrück, Hamburg, Paris und Jena Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Er gilt aus Kenner der Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Besonders seine Studienzeit in Hamburg unter Bredekamp habe ihn geprägt, sagt Hering. 2003 promovierte er in Jena mit einer Arbeit über das druckgrafische Werk von Wols. Er war an den Graphischen Sammlungen am Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg sowie am Sprengel Museum in Hannover tätig. In Dresden kuratierte er mehrere Ausstellungen, in denen er einen Dialog zwischen historischem Sammlungsbestand und zeitgenössischen Positionen herstellte. Neben der Grafik habe sich in Dresden die Fotografie zu seinem "zweiten Standbein" entwickelt. Nun werde er sich aber wieder verstärkt auf die Grafik konzentrieren.

Die Münchner Museumslandschaft und deren Geschichte kenne er natürlich, und er wolle die Arbeit seines Vorgängers fort- und in die Gegenwart weiterführen. "Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den Kollegen der anderen Sammlungen Dinge zusammen zu denken", sagt er. Er fühle sich als "Teamplayer". Gezögert, den neuen Posten zu übernehmen, habe er "keine Sekunde" und sofort mit der Programmplanung begonnen. Davon verrät er immerhin so viel: Nächsten Sommer soll es eine Ausstellung zu Gert und Uwe Tobias geben, 2017 einen Dialog zwischen Münchner Künstlern und auf jeden Fall eine Ausstellung zur Zeichenkunst, denn die sei "sowieso die Königsklasse".

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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