Open-Air-Konzert:Der Dauerbrenner

Nova Rock 2018 - Sunrise Avenue

Kürzlich in der Olympiahalle, jetzt auf dem Königsplatz: Der Gitarrist und Sänger Samu Haber kehrt mit seiner Band Sunrise Avenue zu einem Open-Air-Konzert nach München zurück.

(Foto: Herbert P. Oczeret/dpa)

Samu Haber von der finnischen Popband "Sunrise Avenue" hat eine besondere Beziehung zu München. Hier ist sein Vater geboren, hier tritt er regelmäßig auf - an diesem Freitag auf dem Königsplatz

Von Salomé Meier

Die Münchner können offenbar nicht genug von ihnen kriegen: Gefühlt alle paar Monate geben die fünf Musiker der finnischen Band Sunrise Avenue hier ein Konzert, zuletzt im März in der Olympiahalle. An diesem Freitagabend sind sie erneut zu Gast. Dann spielen sie unter freiem Himmel auf dem Königsplatz, im Vorprogramm treten Tom Beck ("So wie es ist") und Michael Schulte auf, vielen bekannt vom Eurovision Song Contest ("You Let Me Walk Alone").

Sunrise Avenue sind ein Phänomen. Doch worin liegt ihr Erfolg begründet? Bekannt und beliebt ist die Band, die mit den Poprock-Songs "Fairytale Gone Bad" und "Hollywood Hills" weltweit die Charts anführten, in Deutschland nicht zuletzt dank ihrem Sänger. Mit München verbindet Samu Aleksi Haber eine besondere Beziehung, denn sein Vater wurde hier geboren. Bis vor Kurzem war der blonde Finne mit der markanten Stimme als Coach bei der Show "The Voice of Germany" regelmäßig im TV zu sehen, wo er die Herzen der Zuschauer mit seiner offenen und entwaffnenden Art im Nu eroberte.

Dass Sunrise Avenue nach 16-jährigem Bestehen noch immer so viele leidenschaftliche Fans haben, liegt aber auch daran, dass sie sich nicht auf alten Erfolgen ausruhen. Im vergangenen Herbst kam ihr fünftes Studioalbum "Heartbreak Century" heraus, das bereits nach kurzer Zeit Goldstatus erreichte. Einerseits knüpfen die Lieder, darunter der gleichnamige Titelsong oder die Single "I Help You Hate Me", an die poppige Note früherer Hits an; andererseits zeugen die Texte über Illusionen und Desillusionen der Liebe, über das Wegbrechen von Beziehungen und Gefühlen der Unsicherheit von einer scheinbar neugefundenen Tiefe. Bei genauerem Hinhören scheinen die Texte jedoch ein wenig enttäuschend vage und allgemein formuliert. Wie im Titel des Albums anklingt, erzählen die Lieder nicht in erster Linie von einem intimen und persönlichen Schmerz, sondern von Gefühlen und Tendenzen wie verpassten Chancen, die unsere beschleunigte und globalisierte Gesellschaft hervorgebracht hat. Die einfachen und häufig wiederholten Refrains gehen ins Ohr und sind unbedingt massentauglich, gerade weil sie auf Gefühle setzen, mit denen sich eine möglichst große Gruppe identifizieren kann.

Samu Haber empfindet gerade diesen Umstand als bereichernd, wie er im Interview sagt: "Zu hören, zu spüren, dass man nicht alleine ist mit Gefühlen der Unsicherheit gegenüber eigenen Entscheidungen oder Entscheidungen anderer, etwa, ob der geliebte Mensch bei einem bleiben wird oder nicht, ist auf verbindende Art beruhigend." Wenn bei den Konzerten Hunderte Menschen gemeinsam den Refrain "Oh, will you stay with me, or chase another dream" singen, ist das in doppeltem Sinne ein Ansingen gegen die Einsamkeit. Im Gespräch, das auf Englisch stattfindet, weil Haber sich damit wohler fühlt als auf Deutsch, ist er weniger aufgedreht als im Fernsehen. Die Antworten sind reflektiert, ruhig.

Erfolg entspreche nicht mehr den eigenen Vorstellungen von vor knapp 20 Jahren, sagt der 42-Jährige. Von den "Hollywood Hills" und dem nächsten großen Durchbruch singt er schon länger nicht mehr. Auch, weil er unterdessen sehr gut weiß, wie es sich anfühlt, vor einem Millionenpublikum zu spielen. Mittlerweile seien es die einfachen Geschichten, die Suche nach Anerkennung nicht von außen, sondern von geliebten Menschen, von Familien und Freunden.

Was nach der festivalreichen Sommersaison kommt, weiß Samu Haber noch nicht. Früher hätte ihn das nervös gemacht. Heute schöpft er aus dieser Unsicherheit, die gleichzeitig eine Freiheit ist: "Es fühlt sich gut an, nicht zu wissen, was als Nächstes kommt."

Sunrise Avenue, Support: Tom Beck und Michael Schulte, Freitag, 22. Juni, 19 Uhr, Königsplatz

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