Neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz:Zollitsch will Brücken zu den Protestanten bauen

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Sowohl die Kirchenreformbewegung "Wir sind Kirche" als auch die Lutheraner zeigen sich hoch erfreut über Zollitschs Wahl. Der Erzbischof kündigte an, sich für Fortschritte in der Ökumene einzusetzen.

Robert Zollitsch, der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, hat angekündigt, die Arbeit seines Vorgängers Karl Kardinal Lehmann kontinuerlich fortzusetzen. Er bezeichnete es als "Ehre und Auszeichnung", Lehmann folgen zu dürfen. Zugleich zeigte er Respekt vor der Belastung: "Ich ahne erst, was an Aufgaben alles auf mich zu kommt."

Erzbischof Robert Zollitsch unmittelbar nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. (Foto: Foto: AP)

Der evangelischen Kirche machte Zollitsch das Angebot einer engen Zusammenarbeit. Es gebe zwischen den Konfessionen mehr Verbindendes als Trennendes. Er werde sich darum bemühen, Brücken zu bauen und Konsens herzustellen.

Bekenntnis zur Ökumene gleich in Dankesrede

Dass beide christlichen Kirchen "gemeinsam Zeugnis abgeben", sei für die Zukunft extrem wichtig, sagte Zollitsch in seiner Dankesrede am Dienstag in Würzburg. Zuvor hatten sich die 69 katholischen Bischöfe im dritten Wahlgang mit einfacher Mehrheit für ihn entschieden. Der Freiburger Erzbischof ist für sechs Jahre zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt.

Der als liberal geltende Freiburger Oberhirte ist in manchen Positionen wie etwa der Frage des Zölibats, das er als nicht zwingend betrachtet, eher nicht auf römischer Linie. Auch in dieser Hinsicht verbindet den neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz viel mit dem ebenfalls eher als gemäßigt und liberal geltenden Vorgänger. "Wir sind uns theologisch und menschlich so nah, dass es schwer sein wird, Unterschiede zu erkennen", sagte Zollitsch nach seiner Wahl.

Zollitsch erklärte, der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, der ebenfalls als Favorit für den Posten des Vorsitzenden gehandelt worden war, habe ihm seine Unterstützung versprochen habe: "Er hat mir die Hand gegeben und gesagt: Ich helfe Dir!"

Reformbewegung begrüßt Zollitschs Wahl

In ersten Reaktionen äußerten sich Vertreter aus Kirche und Gesellschaft erfreut über die Wahl des gemäßigten Katholiken und knüpften zugleich Hoffnungen an ihn. Zollitsch stehe für ernsthaften Dialog und kritische Zeitgenossenschaft mit den Menschen von heute, würdigte ihn das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Auch die Kirchenreformbewegung "Wir sind Kirche" ist zufrieden: "Das ist eine ausgesprochen gute Wahl. Mit Bischof Zollitsch bekommen wir einen klugen Moderator und engagierten Vermittler an der Spitze der Bischofskonferenz", sagte Sprecherin Sigrid Grabmeier der Leipziger Volkszeitung. Dass der eigentlich favorisierte neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx nicht gewählt wurde, sei ein "richtiges Signal". Marx müsse erst einmal im Bischofsamt in München ankommen.

Evangelische Kirche: Ökumenische Hoffnung

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hofft mit dem neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz auf eine Fortsetzung der Ökumene. "Ich bringe Ihnen gegenüber ganz offen meine Hoffnung zum Ausdruck, dass wir miteinander die über die zurückliegenden Jahrzehnte guten und gefestigten ökumenischen Begegnungen zwischen unseren Kirchen fortführen und weiterentwickeln können", schreibt der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, in einem Glückwunschschreiben.

"Gerne nehme ich dabei das kürzlich geprägte Wort von einer "anspruchsvollen Ökumene" auf, das auch meine eigene Überzeugung trifft", erklärte Huber.

Der EKD-Chef würdigte Zollitsch als einen über die Grenzen des Erzbistums Freiburg hinaus als weitsichtig bekannten Bischof mit großer pastoraler und administrativer Erfahrung, der sich dem ernsthaften Dialog stellt.

© dpa/ddp-bay/AP/maru - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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