Neu im Kino: "Verliebt in die Braut":Anatomie einer Brautjungfer

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Patrick Dempsey hat einen neuen extravaganten Job. Diesmal wird er allerdings nicht angehimmelt.

Anke Sterneborg

Hingebungsvoll geht die junge Restauratorin mit dem Pinsel im Intimbereich des Heiligen Sebastian zu Werke, was von hinten betrachtet eine recht durchtriebene Zweideutigkeit entwickelt und Erinnerungen weckt an den Ausflug des englischen Regisseurs Paul Weiland in Rowan Atkinsons vergleichbar vulgäres Blackadder-Universum.

Braut und Brautjungfer. (Foto: Foto: dpa)

In der Tat hat auch der männliche Held Tom, ein rechter Schwerenöter, Probleme damit, die Wirklichkeit als das zu erkennen, was sie ist. So hat seine platonische Langzeitfreundin Hannah zwar den Platz der wichtigsten weiblichen Bezugsperson in seinem Leben, doch zu einer verbindlichen Beziehung kann er sich - wie berühmte Screwball-Vorgänger vor ihm, Cary Grant in "Sein Mädchen für besondere Fälle" beispielsweise - erst durchringen, als sich die Dame anderweitig binden will.

Um zu retten, was eigentlich nicht mehr zu retten ist, lässt sich Tom zu einem verzweifelten Schritt hinreißen, der sonst den schwulen Freunden der Braut vorbehalten ist - er lässt sich als Brautjungfer anwerben und gerät bald in heftige Konflikte zwischen seinen männlichen Heiratsinteressen und seiner "fraulichen" Verantwortung, die Braut selbstlos bei ihren Hochzeitsvorbereitungen zu unterstützen.

Doch obwohl die Zeit bis zum Jawort drängt, kommt die Komödie nur schwerfällig vom Fleck, das rasante Tempo und der sprühende Witz klassischer Komödien ist heutzutage offensichtlich in unerreichbare Ferne gerückt. Und Patrick Dempsey, im Hauptjob angehimmelter Arzt der Fernsehserie "Grey's Anatomy", hat seinen arg professionellen Charme schon bei den zuckrigen Märchenprinz-Verwicklungen von "Verwünscht" verbraucht und vermag aus dem Liebesclinch mit Michelle Monaghan kaum Funken zu schlagen.

MADE OF HONOR, USA 2008 - Regie: Paul Weiland. Buch: Adam Sztykiel, Deborah Kaplan, Harry Elfont. Kamera: Tony Pierce-Roberts. Schnitt: Richard Marks. Mit: Patrick Dempsey, Michelle Monaghan, Kevin McKidd, Richard Arquette, Sydney Pollack. Sony, 101 Min.

© SZ vom 20.5.2008/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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