Neu im Kino:Aus Coolness wurde Bosheit

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Um das berühmte Bild herum, das Helmut Newton einst von Charlotte Rampling schuf, baut Regisseur Antoine de Caunes die französische Filmkomödie "Wir verstehen uns wunderbar".

Fritz Göttler

Eine bedrohte Spezies, sagt der Regisseur Antoine de Caunes von seinem Hauptdarsteller Jean Rochefort. Und meint damit dessen Fähigkeit zu trickreicher komödiantischer Aktion - jene Momente, da er vor laufender Kamera absolut unerwartete, abartige Sachen machte. "Ich ließ es ihn dann noch mal machen, auf eher klassische Art, und er schaffte das natürlich ebenso gut; aber als ich dann die Muster sah, hatte das, was im Moment der Aufnahme so extravagant schien, plötzlich eine Logik."

Die Suche nach der geheimen Logik der Welt, das ist die Quintessenz des modernen Kinos, seiner Komödien zumal. Jean Rochefort ist in "Wir verstehen uns wunderbar" das Kinotier Louis Ruinard, der alte Regisseur, der die Frauen liebt und ihnen vor seiner Kamera die tollsten Performances abluchst.

Am schönsten ging das - aber das ist nun auch schon an die dreißig Jahre her - mit Alice d'Abanville (Charlotte Rampling), die eine heiße Kino-Diven-Zeit mit Louis hatte, sich dann aber nach England verzog, wo sie sich nun mit Shakespeare vergnügt, auf der Bühne, und einem Lord, auf einem noblen Landsitz.

Meisterstück der Verkrampfung

Für ein neues Projekt wagt sich Louis nach London, außerdem soll er dort mit einem britischen Kinopreis geehrt werden, fürs Lebenswerk. Die Wiederbegegnung mit Alice wird ein Meisterstück der Verkrampfung, auf beiden Seiten - weil aus der Coolness von Alice nun Bosheit geworden ist und aus der Leidenschaftlichkeit von Louis pathetische Zappeligkeit.

Es ist eine kleine Artenkunde, die Antoine de Caunes im Sinn hat, aber seine Stars spielen nicht so recht mit, der urwüchsige Franzose mit seinen grauen Zotteln und verkrumpelten Hosen - die Natur! - und die superelegante Engländerin mit ihrer getönten Brille und dem exquisiten Teegeschmack - die Kultur! Als Zuschauer ist man - as you like it - hin- und hergerissen.

In der Wieder-Vereinigung, auf die der Film irgendwann zuzusteuern beginnt, sind die beiden Lover dazu verdonnert, wie Adam und Eva im Paradies wieder zu werden, aber genau da befällt Antoine de Caunes eine merkwürdige Angst vor möglichen Peinlichkeiten - er inszeniert diesen Moment, im Land des Dorian Gray, um ein Rampling-Bild herum, das legendäre Nacktfoto, das Helmut Newton von ihr schuf.

DÉSACCORD PARFAIT, F 2007 - Regie: Antoine des Caunes. Buch: Antoine de Caunes, Jeanne le Guillou. Kamera: Pierre Aïm. Mit: Charlotte Rampling, Jean Rochefort, Isabelle Nanty, Charles Dance. Movienet, 91 Minuten.

© SZ vom 8.1.2008/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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