Nachruf: Rocco Clein:So klug, so jung

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Zum Tode des Viva-Moderators von Rocco Clein

OLIVER FUCHS

"Only the good die young", sagt man über Popstars - von Popjournalisten war in diesem Zusammenhang nicht die Rede. Popjournalisten begleiten Stars, sprechen über ihre Liebe zur Musik, machen ihre Leidenschaft öffentlich. Oft wirkt das versponnen, kauzig, hermetisch. Es gibt nur wenige Autoren, die das Feuer, das eine Band in ihnen entfacht, so gut weitergeben können.

Viele hat er tatsächlich überzeugt, manche hielten Oasis am Ende für genau so lebenswichtig wie er selbst. (Foto: N/A)

Der Musiker, Journalist und DJ Rocco Clein, der am Montag im Alter von 35 Jahren an den Folgen einer Gehirnblutung starb, war so einer.

Wahrscheinlich kennen auch jene, die in den vergangenen Jahren nur mal flüchtig bei Viva vorbeizappten, sein Gesicht, die dicke Brille, die lustig funkelnden Augen. Rocco Clein hätte das Zeug zum Comedian und Entertainer gehabt, aber er entschied sich für einen anderen, schwierigeren Weg.

Es war ihm ernst mit der Musik.

Als er Mitte der neunziger Jahre bei Viva anfing, gab es zwar schon eine deutsche Independent-Rock-Szene, aber die bekam kaum Aufmerksamkeit - Rocco Clein machte sie zum Thema der Sendung Wah Wah, für die er als Redakteur arbeitete.

Dass heute Bands wie Tomte, Sportfreunde Stiller und Wir sind Helden im Rampenlicht stehen, hat viel mit Cleins Überzeugungsarbeit zu tun. Kaum älter als die Musiker, war er dennoch so etwas wie die Vaterfigur des deutschen Indie-Rocks.

Daneben verehrte er die britische Band Oasis, mit einer an Fundamentalismus grenzenden Absolutheit. Für sie meißelte er Verse in Spex, Jetzt und anderen Magazinen, sang ihr Lob auf Viva Zwei, wo er Nachrichtensprecher und Chefredakteur war.

Im Gegensatz zu vielen anderen Oasis-Fans sprach Clein so klug und mitreißend über die Band, dass Skeptiker sich nicht sofort abwandten und auch erklärte Oasis-Gegner interessiert zuhörten. Viele hat er tatsächlich überzeugt, manche hielten Oasis am Ende für genau so lebenswichtig wie er selbst.

Rocco Clein, der Begründer und Präsident des Fanclubs "Oasis-Ultras", der zweifache Vater und robuste Biertrinker, er wird fehlen. "I think you're the same as me / We see things they'll never see", heißt es in einem der besten Stücke von Oasis. Der Song trägt den Titel: "Live Forever".

© SZ v. 04.02.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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