Nachrichten aus dem Netz:"FrolleinC" und "Mrs.Floppy'" sind dagegen

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Das Netz spricht englisch. Und da, wo deutsch gesprochen wird, wird geschimpft. Die schwärmerische Zukunftsfreude, die sich in Amerika mit dem Internet verbindet, findet man hierzulande eher selten. Hier herrschen Skepsis und Kritik gegenüber deutschsprachigen Angeboten im Netz.

Dirk von Gehlen

Beispielhaft nachvollziehen konnte man die deutsche Netz-Skepsis in der Nacht zu Samstag, als einige Berliner MySpace-Nutzer unter myspace.com/secretshowsde auf die sogenannten Geheimkonzerte der Social Network Site zu schimpfen begannen. ,

Wie wird wohl YouTube darauf reagieren? (Foto: Foto: Screenshot sueddeutsche.de)

,FrolleinC'' und ,,Mrs.Floppy'' loggten sich, direkt nachdem sie von dem vermeintlich geheimen Konzert der Beatsteaks heimgekommen waren, im Netz ein und hinterließen ihren Unmut über die schlechte Organisation der Veranstaltung.

In Amerika hingegen waren diese Secret Shows mit den Killers oder Gnarls Barkley ein großer Erfolg. Das Prinzip dabei: Die Besucher der Konzerte erfahren nur über MySpace und erst kurz vor Beginn, wo und wann ihre Lieblingsband spielen wird. Der Eintritt ist frei - für diejenigen, die pünktlich am entsprechenden Ort erscheinen und ihre ausgedrucktes MySpace-Profil als Eintrittskarte vorzeigen.

Zum offiziellen Start von MySpace Deutschland in der vergangenen Woche wollte man dieses Prinzip auch in Berlin in die Tat umsetzen - doch zumindest ,,FrolleinC'' und ,,Mrs.Floppy'' waren damit nicht einverstanden.

Mehr Gefallen finden die beiden Mädchen sicher an YouKnut.com - einer Seite, mit der drei Freunde aus Berlin ,,eine Anlaufstelle'' schaffen möchten für jeden, der sich noch nicht über den kleinen Eisbären geäußert hat.

Beobachtet man die inflationäre Berichterstattung über den Berliner Bären, kommen Zweifel auf, ob es derart schweigsame Menschen überhaupt noch gibt. YouKnut jedenfalls glaubt daran und bietet die Möglichkeit, Grußbotschaften an den Nachwuchs-Bären zu speichern.

YouTube for Knut

Dabei kommt die Seite mit einem eigenwilligen Slogan (,,Knut is for everybody'') daher und einer - zumindest optisch - exakten Kopie des YouTube-Logos. Einzig ein kleiner Eisbär wurde neben dem rot-weißen Schriftzug ergänzt. Sollte Knut tatsächlich ein Weltstar sein, wie Vanity Fair vergangene Woche behauptete, wird es interessant zu beobachten sein, wie YouTube auf diesen deutschen Urheberrechtsverstoß reagiert.

Doch es gibt auch eigenständige Ideen im deutschsprachigen Internet, die nicht bloß Kopie eines amerikanischen Originals sind: Adical heißt ein neuer Vermarkter, der in den vergangenen Tagen mit der Idee an die Öffentlichkeit trat, Werbung auf Weblogs verkaufen zu wollen.

Die erste gute Frage

Die Idee stammt von Johnny Haeusler, der auf der Seite Spreeblick.com schreibt und von Sascha Lobo, dessen Texte unter anderem auf Riesenmaschine.de erscheinen.

Bisher haben die beiden noch nicht verraten, wie ihr neues Netzwerk genau funktionieren soll. Sie haben aber bereits angekündigt, dass sie bestimmte Werbeformen ganz sicher nicht annehmen werden. Wie zur Bestätigung deutscher Netz-Skepsis antwortete Blogvermarkter Lobo übrigens, als er in der vergangenen Woche auf die Schwäche deutscher Weblogs angesprochen wurde.

Der Interviewer fragte: ,,Warum ist die Blogosphäre in Deutschland eigentlich so unterentwickelt?'' und Lobo antworte kurz und bündig: ,,Die erste gute Frage.''

© SZ vom 2.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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