Musiktheater:Die Würde der anderen

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Shows in einem Heim für Ex-Opernsänger: Schwester Isabella (Michaela Schneider) ist behilflich, Insassen Franz (Matthias Laferi) zugrunde zu richten. (Foto: Jochen Quast)

Moritz Eggerts Oper "Freax" erhält nun fast zehn Jahre nach dem ersten gescheiterten Versuch ihre aufregende szenische Uraufführung in Regenburg

Von Egbert Tholl

Damals, im September des Jahres 2007, sollte dem Beethovenfest zu Bonn eine besondere Rarität beschert werden, die Uraufführung der Oper "Freax" von Moritz Eggert in der Regie von Christoph Schlingensief. Nur: So weit kam es nicht ganz. Schlingensief, radikal und damals bei seinen theatralischen Unternehmungen von sehr eigenartigen Wesen umgeben, plante eine Umsetzung, mit der sich Eggert nicht anfreunden konnte. Im Ergebnis wurde die Oper konzertant, aber im Kostüm aufgeführt, während im Foyer ein Filmessay Schlingensiefs über Behinderung in der Oper gezeigt wurde. Es war eigenartig und in der Gesamtschau völlig disparat. Schlingensief kämpfte damals mit gesundheitlichen Problemen, der Kern des Scheiterns lag aber ganz woanders. Die Intendanten von Beethovenfest und Theater Bonn gierten wohl nach Sensation - schließlich war der Künstler gerade mit seinem Bayreuther "Parsifal" zum Heilsbringer der Oper aufgestiegen. Die Idee war, wenn Schlingensief mit seiner Familie schon mit Menschen zusammenarbeitet, die Behinderung aller Arten aufweisen, dann wäre er doch der richtige für eine Oper, die auf dem harten Film Freaks von Tod Browning aus dem Jahr 1932 basiert. In diesem rächen sich die Darsteller eines Zirkusses der menschlichen Anormalitäten grausam an denen, die sie ablehnen, verachten, erniedrigen.

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