Musik: The Killers "Hot Fuss":Melodymaker aus Sin City

Lesezeit: 2 min

Sie kommen aus der Spielerstadt Las Vegas, ihre musikalische Heimat Großritannien haben sie aber schon im Sturm erobert. Nun versuchen sie ihr Glück bei uns.

Von Caroline Daamen

Wann hört ein Trend auf, Trend zu sein? Und vor allem: Ist, was im Trend liegt, auch gut? Eins zumindest steht fest: The Killers liegen voll im Trend. Zumindest was Lobeshymnen der anglo-amerikanischen Musik-Presse betrifft, in die hierzulande nun auch MTV und VIVA fleißig eingestimmt haben. Und dass das allein auf den unermüdlichen Einsatz der Plattenfirma zurückzuführen ist, will man einfach nicht glauben.

Voll im Trend: The Killers aus Las Vegas. Mark Stoermer, Ronnie Vannucci, Brandon Flowers und David Keuning. (Foto: Foto: Universal)

Denn die Lobeshymnen sind vielstimmig: Der Rolling Stone ist mindestens genauso begeistert von diesen vier jungen Männern aus Las Vegas wie der NME in Großbritannien. Dort werden die Herren mit den adretten Klamotten und den gewöhnungsbedürftigen Frisuren besonders hofiert. Das Debütalbum "Hot Fuss" (was, vorsichtig übersetzt, als "heißer Wirbel" durchgeht) ist im Vereinigten Königreich schon eine ganze Weile auf dem Markt und tummelt sich noch immer in den Top 40. Live-Auftritte wie beim bekannten Glastonbury-Festival waren die Folge und haben die Fangemeinde auch außerhalb von Kritikerkreisen anwachsen lassen.

Nun also kommen die Killers nach versprengten Auftritten in kleinen Clubs mit "Hot Fuss" auch in deutsche Plattenläden. Ob es hier eine ähnliche Welle der Begeisterung geben wird? Durchaus möglich, auch wenn sich Erfolg auf der Insel nicht automatisch auf dem Festland fortzusetzen pflegt. Das Potenzial dazu haben die elf Stücke auf dem Erstling aber allemal.

Die angebotene Killer-Mischung lässt den Hörer zunächst ungläubig zurück: Diese vier jungen Männer Anfang zwanzig kommen tatsächlich aus den USA und klingen doch so very british. Die Heimat von Sänger und Keyboarder Brandon Flowers und seinen Kumpanen David Keuning (Gitarre), Mark Stoermer (Bass) und Ronnie Vannucci (Schlagzeug) mag zwar Las Vegas sein. Musikalisch sind die Killers aber eher in der Nähe von Oasis, The Smiths, New Order oder Duran Duran zuhause.

Auf "Hot Fuss" sind folgerichtig Pop-Melodien im Überfluss zu finden, die eine musikalische Retro-Welle in tanzbaren Rock-Attacken mit glamourösem Gitarrensound und kecken Synthesizern wie in den achtziger Jahren vollführt. Dementsprechend drehen sich die Songs um so alltägliche Inhalte wie zum Scheitern verurteilte Liebschaften, Macken aller Art bis hin zur Paranoia oder ausufernde Eifersuchtsphantasien - wie im herrlichen "Mr Brightside".

Überhaupt Eifersucht: Die spielt auch in "Jenny was a friend of mine" und "Midnight Show" eine große Rolle. Und zwar als Teil einer Trilogie über den Mord an einer vermeintlich untreuen Freundin - allein, es fehlt der dritte Teil des Machwerks. Offenbar denkt schon jemand an das Nachfolge-Album...aber egal.

Absurdes und Unwiderstehliches

Also zurück zu den vorhandenen Liedern, von denen vor allem "Somebody told me" nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Denn irgendwann setzt das Nachdenken über eine absurde Textzeile wie "Somebody told me / you had a boyfriend / that looked like a girlfriend / I had in February of last year" ein, die man wegen der unwiderstehlichen Melodie aber nur schwer wieder aus dem Kopf bekommt.

Doch genau das macht den unheimlichen Reiz dieser Platte aus: Es ergibt sich ein elegant verwobenes Netz aus Sythesizer-Wellen, vor sich hin schlängelnden Bässen und ironisch-widersinnigen Texten. Und das alles getragen von der markanten Stimme Brandon Flowers'. Die Anleihen an die achtziger Jahre sind zwar deutlich, aber dennoch derart frisch aufbereitet, dass sie wunderbar ins Hier und Jetzt passen.

Insofern ist der Trend nach oben durchaus nachvollziehbar, ob er in Deutschland auch massentauglich wird, entscheidet nun der Käufer im Plattenladen.

The Killers, "Hot Fuss" (Island/Universal): 1. Jenny was a friend of mine 2. Mr. Brightside 3. Smile like you mean it 4. Somebody told me 5. All these things I've done 6. Andy, you're a star 7. On Top 8. Change your mind 9. Believe me Natalie 10. Midnight show 11. Everything will be alright

Live-Auftritte:

5.11.2004: Köln, Gebäude 9 6.11.2004: Berlin, Columbiahalle 7.11. 2004: Hamburg, Grünspan

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