Moderne Kunst für die Hauptstadt:Flick beschenkt Berlin

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Der Industriellen-Erbe Friedrich Christian Flick schenkt der Stadt Berlin 166 zeitgenössische Werke aus seiner weltberühmten Sammlung. Klaus Wowereit sprach von einem "Bekenntnis zum Kunststandort" Berlin.

Flick und der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, unterschrieben am Dienstag in Berlin einen Vertrag, der die Schenkung der 166 Werke dokumentiert. Demnach gehen die Werke von 44 zeitgenössischen Künstlern in den Besitz des Hamburger Bahnhofs (Museum für Gegenwart) über, wo sie seit September 2004 ausgestellt werden.

Berlin besitzt jetzt Werke unter anderem von Georg Baselitz, Martin Kippenberger und Bruce Nauman. (Foto: Foto: AP)

Zu den Künstlern aus der "Friedrich Christian Flick Collection" zählen Georg Baselitz, Martin Kippenberger und Bruce Nauman, wie die Stiftung weiter mitteilte. Die Schenkung sei an keine "besonderen Bedingungen" geknüpft.

Der Hamburger Bahnhof zählt mit jährlich 250 000 Besuchern zu den erfolgreichsten Museen mit zeitgenössischer Kunst. Seit ihrer Gründung seien die Berliner Museen mit großzügigen Schenkungen von Mäzenen bedacht worden, sagte eine Sprecherin. Insgesamt hatte Flick dem Hamburger Bahnhof 2500 Werke als Leihgabe für sieben Jahre überlassen. Die Geste hatte seinerzeit eine heftige öffentliche Debatte ausgelöst, da Flick die Sammlung unter anderem aus der Erbschaft seines Großvaters, des NS- Rüstungsunternehmers Friedrich Flick, erworben hatte.

Kritisiert wurde auch, dass Flick der Zwangsarbeiter-Stiftung nicht beigetreten war. Anschließend spendete der Sammler fünf Millionen Euro an die Stiftung und beteiligte sich an der Finanzierung eines Forschungsauftrags über seine Familiengeschichte am Münchner Institut für Zeitgeschichte.

Zur Schenkung gehörten meist Hauptwerke der Künstler, erklärte der in der Schweiz lebende Flick. "Wenn ich mich für einen Künstler interessierte und mich dann für seine Kunst entschied, so habe ich immer versucht, in die Tiefe zu sammeln und Werkblöcke zusammenzustellen", sagte der Mäzen. "Ich trenne mich von so vielen meiner Lieblingsstücke mit Freude ebenso wie mit etwas Wehmut", fügte der 63-Jährige hinzu.

Lehmann erklärte, die Schenkung sei "viel mehr als eine Geste eines Sammlers". Die Werke seien klug ausgewählt und ein besonderer Ausdruck eines gemeinsamen Kunstverständnisses. Allein schon die Schenkung eines der zentralen Werke von Bruce Nauman "Room with My Soul Left Out, Room That Does Not Care" von 1984 sei außerordentlich. Auch das "Saloon Theater" des Amerikaners Paul McCarthy sei ein bedeutender Gewinn. Zur Schenkung gehören auch Werke von Marcel Broodthaers, John Cage, Nam June Paik, Dan Graham, Dieter Roth, Gordon Matta-Clark, Isa Genzken und Wolfgang Tillmans.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit dankte Flick für das Geschenk. "Flick hat die Kulturstadt Berlin mit dieser großzügigen Geste unendlich bereichert." Die Gabe sei ein "kraftvolles Bekenntnis zum Kunststandort Berlin".

© sueddeutsche.de/dpa/kur - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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