Media Player:Doppelspiel

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Zwei verstorbene Meisterregisseure mit frühen Filmen: Michel Ciminos "Thunderboldt and Lightfoot" mit Clint Eastwood und Jeff Bridges; und Miloš Formans "Feuerwehrball". Dazu Filme von Ildikó Enyedi, Kurt Hoffmann und Dean Devlin.

Von Fritz Göttler

Die Hunde beißen tödlich zu, wie es der deutsche Verleihtitel ankündigt, "Die Letzten beißen die Hunde", im Original "Thunderbolt and Lightfoot", nach den beiden Helden Clint Eastwood und Jeff Bridges. (Capelight: DVD plus Bluray) Regie führte, 1974, Michael Cimino. Die beiden tragen die buntesten Siebziger-Hemden, fahren über Land im geklauten Wagen, verfolgt von alten Komplizen, auf der Suche nach Freiheit und einer alten Beute, in einem Schulhaus. Das ist Poesie, bemerkt Bridges, als er an einer Theke dem Hintern einer Kellnerin nachguckt, und Eastwood kontert: The clock uncoils the working day, and he wakes up feeling his youth has gone away ... die Freiheit, das ist am Ende ein weißer Cadillac mit roten Polstern. Thunderbolt und Lightfoot hat Cimino den Helden eines seiner Lieblingsfilme nachgebildet, "Captain Lightfoot" von Douglas Sirk. Deutscher Verleihtitel: "Wenn die Ketten brechen".

Eine alte Geschichte, der Präsident der USA vs. das FBI, Richard Nixon vs. Mark Felt, der Watergate-Intrigant vs. Deep Throat, den FBI-Mann, der mit geheimen Informationen an die Presse den Skandal (und Nixons Rücktritt) auslöste. Auch ein Familienfilm, Liam Neeson ist Mark Felt, Diane Lane seine Frau, Regie Peter Landesman. (Universum)

(Foto: Verleih)

Das Doppelspiel um die Staatssicherheit: "Die blonde Geisha". Der BND zwingt eine Frau, sich wieder an einen früheren Geliebten ranzumachen, er ist Wissenschaftler in der DDR. Das passiert auf einem wunderschönen langen Spaziergang bei einer "Begegnung" in Prag. Ein DDR-Fernsehspiel von 1979, Buch Harry Thürk. Inszeniert im Stil der BRD-Agententhriller der Sechziger, dicke Schnauzer und Rollkragenpullis. Verführung am Kamin in einer gutbürgerlichen Datscha in den Bergen. Inklusive eines Haikus: Der Schmetterling schläft glücklich auf der Tempelglocke. Bis sie geläutet wird. (Studio Hamburg)

Ein früher Milos Forman, "Feuerwehrball", kurz vorm Prager Frühling (DVD-Titel: "Anuschka, mein Schatz, es brennt"). Eine Kleinstadt bereitet den Ball vor, borniert und wichtigtuerisch. Tombola-Geschenke verschwinden, nicht mehr allzu junge Mädchen mühen sich, in den Schönheitswettbewerb zu kommen. Nach diesem Film ging Forman nach Amerika. Michael Douglas erzählt, der Film hätte ihn bewogen, Forman für die Regie zu holen, als er "Einer flog über das Kuckucksnest" produzierte. (Endlos Classic)

(Foto: Verleih)

Eine Liebe in Ungarn, im Schlachthof. Zwei Angestellte lernen sich kennen, kommen sich nur mühsam näher, zunächst in einem Traum, den sie beide träumen, als Reh und Hirsch: "Körper und Seele", von Ildikó Enyedi, sie hat damit 2017 den Goldenen Bären gewonnen. Ein Frühlingsfilm, sagt sie, inspiriert von einem kalten Märztag: Das Versprechen von Frühling lag in der Luft, diese Momente - dein Herz wollte bersten mit all diesen Gefühlen und Chancen eines Neubeginns. Die junge Frau, Alexandra Borbely, ist von stiller, scheuer Unnahbarkeit. (Alamode)

(Foto: Verleih)

Eine Liebe in Frankreich, "Das schöne Abenteuer", 1959, von Kurt Hoffmann. Die junge Lehrerin Dorothée aus England sucht die Spuren ihrer Vorfahren, das führt sie zuerst in ein Hotelchen in Nimes, das von Marius geführt wird, und dann weiter bis in die Stadt St. Etienne. Da kommt der Fußball ins Spiel und das Radfahren. Liselotte Pulver ist als Dorothée merklich weniger aufgekratzt als sonst, das stille Zentrum ist Robert Graf als Marius. Am Ende zerdeppert er im Glücksüberschwang einen kleinen Pernodkrug. Für seine Verhältnisse, erzählt der Sohn Dominik Graf, ist dieser Ausbruch eine nie gesehene Explosion: "Und allein für diesen Anblick bin ich Kurt Hoffmann bis heute dankbar." (Filmjuwelen)

(Foto: Verleih)

Wetter- und Weltherrschaft, ein nicht nur amerikanischer Albtraum. Es gibt eine Station im All, die das Wetter auf Erden manipuliert. Sie spielt eines Tages verrückt, es gibt Klimakatastrophen im Dutzend. Gerard Butler ist der Konstrukteur der Station, er wurde wegen Insubordination verbannt und nun wieder zurückgeholt. Sein Bruder, Jim Sturgess, arbeitet für die Regierung, einmal unterhalten sich die beiden über einen Angelausflug mit dem Vater, sentimental und irgendwie fake. "Geostorm" sieht aus wie ein klassischer Roland Emmerich, für den Regisseur Dean Devlin die meisten Stücke mitproduziert hat. Wenn die Menschen vor den Katastrophen davonlaufen, stürzen hinter ihnen die Häuser zusammen wie einst hinter Jim Knopf, Lukas und Emma die Felsen im Tal der Dämmerung. (Warner)

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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