Marcus Vetter:"Man begräbt die Hoffnung nie"

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Marcus Vetter im Kino von Jenin, das jetzt einer Mall weichen muss. (Foto: David Silverman/Getty)

Der Dokumentarfilmer spricht über sein gescheitertes palästinensisches Kino-Projekt in Jenin.

Interview von Peter Münch

Das Kino von Jenin ist ein Zeichen der Hoffnung gewesen. Als der deutsche Filmemacher Marcus Vetter vor zehn Jahren zum ersten Mal in die 50 000-Einwohner-Stadt im palästinensischen Westjordanland kam, fand er von dem alten Gebäude nicht mehr als eine Ruine vor. Zusammen mit einheimischen und ausländischen Unterstützern hat er daraus wieder einen Filmpalast gemacht - und diese Aufbauarbeit in dem Dokumentarfilm "Cinema Jenin" festgehalten. Fast aus dem Nichts entstand ein Lichtspielhaus mit 335 samtroten Sitzen, mit einer Solaranlage auf dem Dach und einem vom früheren Pink-Floyd-Bassisten Roger Waters spendierten Soundsystem. Das Kino sollte vom Frieden künden, vom Segen der Kultur, und mitten im ewigen Konflikt sollte es ein Ort der entspannten Zusammenkunft sein. Die Eröffnung im Sommer 2010 war ein großes Fest. Doch bald schon stieß das Vorzeigeprojekt an viele Grenzen in der sehr konservativen und von Gewalt geprägten Stadt. Nun hat das Kino geschlossen, wegen Geldknappheit, wie die Betreiber sagen. Die Besitzerfamilien haben das Grundstück für eine Millionensumme verkauft. Die Bulldozer zum Abriss sind schon angerückt. Wo das Zeichen der Hoffnung stand, wird nun eine Einkaufsmall entstehen. In diesem Interview zieht Marcus Vetter Bilanz.

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