Laura Pausini:Verliebt in den Unterschied

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Der italienischen Sängerin ist mit ihrem neuen Album "Simili" der Durchbruch in Deutschland geglückt. In der Olympiahalle will sie ihre Vielseitigkeit beweisen

Interview von Jennifer Gaschler

Seit mehr als 20 Jahren steht die italienische Sängerin Laura Pausini bereits auf der Bühne. Mit 19 Jahren gewann sie beim San-Remo-Musikfestival den Preis als beste Newcomerin und landete mit dem Siegerlied "La Solitudine" ihren ersten Chart-Erfolg, inzwischen ein Klassiker in Italien. Weitere Pop-Balladen-Hits folgten, wie "Limpido" oder "Lato destro il cuore". Pausini ist nicht nur die erste Italienerin, die einen Grammy gewann, in Mailand sang sie auch im San-Siro-Stadion vor 100 000 Zuschauern. Zurzeit ist sie auf Tournee mit ihrem zwölften Studioalbum "Simili" - mit Halt in München, Stuttgart und Essen. Sie ruft aus Miami an, mit im Hotelzimmer ist ihre dreijährige Tochter, die so laut singt, dass sich Laura Pausini für das Telefonat ins Bad setzt.

SZ: Ihre Musik wird häufig mit der von Eros Ramazzotti verglichen. Schmeichelt Ihnen das oder hinkt der Vergleich?

Laura Pausini: Viele Leute sagen sogar, dass ich die weibliche Version von Eros bin. Das ist eine Ehre für mich, weil ich ihn schon als kleines Mädchen bewundert habe. Dass ich zu Beginn so häufig mit ihm verglichen wurde, hat mir geholfen, international bekannt zu werden. Inzwischen sind wir aber richtig gute Freunde, er ist ein Teil meines Lebens. Und wir haben beide kleine Töchter, die auch befreundet sind. Eros und ich sind übrigens gerade beide in Miami. Ich habe meine Amerika-Tournee vor ein paar Tagen beendet und drehe jetzt hier für eine Castingshow. Und seine Tournee geht übermorgen los.

In München werden Sie zum ersten Mal in der Olympiahalle singen . In Italien sind Sie aber bereits seit Jahren ein Star. Warum war das deutsche Publikum so schwer zu gewinnen?

Das kann ich mir auch nicht erklären. Aber was kann man in meinem Beruf schon planen? Ich war schon häufiger in Deutschland, zum Beispiel in Hamburg, Berlin oder Düsseldorf, sowohl in Konzertsälen als auch den großen Hallen. In München bis jetzt immer im Circus Krone. Am wichtigsten ist mir, dass ich überhaupt in vielen verschiedenen Ländern auf Tournee gehen kann.

Hat Ihr neues Album "Simili" etwas mit Ihrem recht plötzlichen, großen Erfolg in Deutschland zu tun?

Ich kann mir nicht einmal erklären, warum man mich in Italien zum Star auserkoren hat. Aber will ich das wirklich wissen? Es ist aber auch so: Manchmal denke ich, ein Lied von mir wird ein voller Erfolg, der bleibt dann aber wider Erwarten aus, manchmal ist es genau andersherum. "Innamorata" aus meinem neuesten Album zum Beispiel ist in vielen Ländern ein Hit. Es ist ein schönes Lied, aber ich würde es nicht als Meisterwerk bezeichnen.

Wie viel von Ihnen selbst findet sich in den Liedern wieder?

Die sind zu 99 Prozent autobiografisch. Bei "Simili" ist das aber ein wenig anders. Das Konzept war, zu zeigen, wie schön es ist, unterschiedlich zu sein. Ich habe Lieder geschrieben über Menschen, die ich getroffen habe, die ganz anders sind als ich. In diese Andersartigkeit wollte ich mich verlieben und das an das Publikum weitergeben. Das ist gerade in der aktuellen politischen Situation so wichtig.

Sie sind Mutter geworden. Reflektieren Sie das in Ihren Liedern?

Auf meinem letzten Album "Inedito", da findet sich ein Lied namens "Celeste". Da geht es um Frauen, die unbedingt Mutter werden wollen, damit aber Schwierigkeiten haben. Ich war eine dieser Frauen. An einem Punkt war ich absolut verzweifelt, da habe ich dann das Lied geschrieben, um weiterkämpfen zu können. Auf "Simili" gibt es nun das Lied "È a lei che devo l'amore". Das habe ich meiner Tochter gewidmet, dem größten Geschenk meines Lebens. Ich habe niemals davon geträumt, ein Star zu sein, das ist einfach so passiert, weil mich jemand entdeckt hat. Ich wollte wie mein Vater in einer Pianobar auftreten und Kinder bekommen.

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Sie sind bekannt für Ihre Zusammenarbeit mit anderen Künstlern : Luciano Pavarotti, Michael Bublé und Phil Collins. Welche davon war am wichtigsten für Sie?

Ich mag es sehr, wenn der andere Künstler musikalisch ganz anders ist als ich, denn dabei nehmen beide etwas mit. Deshalb war meine wichtigste Gemeinschaftsproduktion bisher die mit Michael Bublé. Sein Swing-Jazz ist genau der Stil, den ich damals in den Pianobars gesungen habe, dann aber nie wieder aufgreifen konnte. Mein neuestes Projekt - ein swingendes Weihnachts-Album - würde es ohne die gemeinsame Erfahrung wohl auch nicht geben. Produziert wird es nämlich von Patrick Williams, mit dem Michael häufig arbeitet.

Wie ist es zu der gemeinsamen Single gekommen, die Sie mit Kylie Minogue aufgenommen haben?

Ich wollte mit ihr die erste Single des Albums "Inedito" machen, weil ich da zum ersten Mal Lieder über Diversität geschrieben habe. Anlass war ein trauriges Ereignis. Ein Freund von mir, ein homosexueller Junge, hat Selbstmord begangen, weil er in seinem Dorf gemobbt wurde. Daraufhin habe ich "Limpido" geschrieben, das bedeutet transparent. Es soll den Menschen zeigen, dass sie sich nicht verstecken oder verstellen müssen. Ich habe es deshalb mit Kylie zusammen gesungen, weil ihre Musik so anders ist als meine - um zu zeigen, dass Personen, die unterschiedlich sind, bestens zusammen passen.

Werden Sie bei Ihrer aktuellen Europatournee Lieder aus verschiedenen Alben singen, um all diese Facetten zu zeigen?

Ja, die Show dauert rund zweieinhalb Stunden, dabei singe ich die ersten beiden Singles von jedem Album und mehrere Medleys, um meine Vergangenheit mit meiner Gegenwart zu verknüpfen. Meine wunderbare Band besteht aus 13 Musikern und wir geben alle unser Bestes.

Laura Pausini , Dienstag, 25. Oktober, 20 Uhr, Olympiahalle, Spiridon-Louis-Ring 21

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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