Blau ist die falsche Farbe für die Blue Man Group. Die drei Glatzköpfe sind weder besoffenen, noch fühlen sie sich wie traurige Amerikaner "blue". Es fließt kein blaues Blut durch ihre Adern, sie verkörpern mit Handwerksgeschick und Vorliebe für Abwasserrohre eher den Blaumanntyp. Auch der Vergleich zu anderen blauhäutigen Wesen hinkt, haben doch die naturnahen Schlümpfe oder die Na'vi aus "Avatar" anders als die urbanen Bühnen-Bläulinge ein ausgeprägtes Sozialleben. Bei der Blue Man Group beschränkt sich das auf Nachahmen oder Glupschen, wenn einer der stummen Brüder aus der Reihe tanzt. Also, nein: Das "blue"-Dings rührt - Ende der Achtzigerjahre im New Yorker Performance-Underground erfunden und längst in eine Technik-Schlacht ausgeartet - allein vom Wortspiel her: Blue Man klingt wie Human.
Die Meister Propers spielen im Deutschen Theater menschliches Leben vor - stark vereinfacht: mal steril, mal eingesaut. Dazu dienen modellhafte Wissensfilme etwa über eine enorm weit verzweigte Struktur, die alle verknüpft. Nein, nicht das Internet, sondern die Kanalisation. Wehe, wenn die verstopft! Statt Schlumpfkackwürsten sieht man zum Glück nur grüne Pfeile fließen. Dann beklöppeln sie rhythmisch drei Plastikrohre, das ist meditativ schön, so lange nicht die vierköpfige Rumms-Wumms-Band mit ihrem ollen Samba-Techno-Rock drüberdengelt.
Am besten ist das Trio, wenn es wie der Anarcho-Clown Jango Edwards das Publikum heimsucht. Regen-Ponchos in den ersten Reihen mögen vor Farbfontänen schützen, nicht aber vor blauäugigem Forscherdrang. Schockstarre, bis endlich ein anderes Opfer zum Dinnerdate ohne Tischmanieren verschleppt wird. Weil das alles sehr kindlich ist, muss man nicht viel verstehen, kapiert aber dennoch was. Diese Naivität, die bei aller Reizüberflutung auch in nur 90 Minuten etwas langatmig ist, macht die Musikclowns so erfolgreich: Im Januar macht das Deutsche Theater schon wieder blau.