Selten gespielt, aber hinreißend in ihrer prallen Komik dank eines frechen, anzüglichen und sprachgewaltigen Librettos von Stefan Zweig und einer überbordend selbstironischen Musik: "Die schweigsame Frau" von Richard Strauss. Da Barrie Kosky in seiner Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper immer noch eins draufsetzt, kann man erlesenen Slapstick erleben, bis hin zur Tortenschlacht! Wie da einem äußerst lärmempfindlichen bärbeißigen alten Seemann namens Sir Morosus (Franz Hawlata in einer Paraderolle) übel mitgespielt wird, das ist hinreißend komisch. Das Staatsorchester unter der Leitung von Pedro Halffter serviert dazu im oft rasend schnellen Lustspiel-Tempo den perfekten Soundtrack.
Den dritten Akt, wenn die vermeintlich schweigsame Frau sich in ein ohrenbetäubendes, in stratosphärischen Koloratursopran singendes Monster verwandelt, taucht Bialas in einen rosa-lachsfarbenen (Alb-)Traum, den auch ein krächzender Papapagei in Gestalt eines farbigen, fast nackten Transvestiten bevölkert, der Josephine Baker parodiert. Hinzu kommen der profunde Bass Tareq Nazmi (in knatschbunter Sechziger-Kleiderschürze), Christian Rieger und Christoph Stephinger (jetzt als Winkeladvokaten, die die Scheidung einfädeln sollen), erneut die beiden Schreckschrauben Aminta und Isotta, herrlich überdreht gesungen und gespielt von Elsa Benoit und Tara Erraught, sowie Aminta alias Timida, die Schüchterne, die dem alten Herrn so richtig einheizt (großartig: Brenda Rae), und ihr Geliebter, Henry Morosus, den erstmals in dieser Inszenierung Peter Sonn mit leicht geführtem Tenor verkörpert.
Nikolay Borchev ist im grünen Trainingsanzug ein gewiefter Barbier, der dem alten Morosus zuerst die Füße massiert und ihn dann der Lächerlichkeit preisgibt. Und Okka von der Damerau gibt eine so wunderbar kratzbürstige Haushälterin, dass man die Erzkomödiantin mit sattem Mezzo gern noch öfter als komische Alte erleben möchte.