Kurzkritik: Pop:Frauenschwarm

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Álvaro Soler feiert im Backstage eine spanische Strandparty

Von Vanessa Peschla, München

Álvaro Soler liebt die Bühne. Er bewegt sich sinnlich und feurig, landet eine gesprungene 380-Grad-Drehung, rudert mit den Armen und klatscht, als hätte er Kastagnetten in den Händen. Die Band begleitet seinen spanischen Gesang mit Trommeln, Ukulelen, Gitarren und Rasseln. Die beschwingten Rhythmen kennt man aus seinen bekannten Hits "El mismo sol" und "Sofia". Das Publikum tanzt, als wäre es barfuß am Strand und nicht in dicke Winterklamotten gehüllt im Backstage zu Gast. Viele singen lautstark mit, trotz der sprachlichen Barriere. Ob falsch oder richtig, das ist egal.

Der Sohn einer spanischen Mutter und eines deutschen Vaters wurde in Barcelona geboren, lebte von seinem zehnten Lebensjahr an in Tokio, wo er eine deutsche Schule besuchte. Jetzt wohnt er in Berlin. Álvaro Soler, was übrigens kein Künstlername ist, spricht ohne spanischen Akzent und verbrachte lediglich die Kindheit in dem Land, für das er heute steht. Dass er als Deutsch-Spanier die Rolle des spanischen Popstars so überzeugend ausfüllen kann, liegt sicher auch an seinem Aussehen und der lässigen Haltung, die den Südländern gerne zugeschrieben wird. Das Publikum, hauptsächlich Frauen aller Altersgruppen, kreischt denn auch gern und laut.

Beim Auftritt in München zeigt der 26 Jahre alte Frauenschwarm auch seine zerbrechliche Seite. Er singt, begleitet nur von der Gitarre, seine Ballade "Eterno agosto". Den auf diese Weise zelebrierten Herzschmerz nimmt man ihm nicht wirklich ab. Ohnehin hat man größere Freude daran, mit Álvaro Soler zu feiern, auch wenn einen gerade der Gedanke beschäftigt, ob er den Song nicht vorhin schon einmal gespielt hat.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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