Kurzkritik: Jazz:Latent störrisch

Das Aaron Parks Trio mit Billy Hart

Von Ralf Dombrowski, München

Billy Hart hat keine Lust zu begleiten. Das hat er ein Leben lang gemacht, erst als Soulman bei Otis Redding, dann bei Wes Montgomery oder Jimmy Smith, schließlich als Teil der Jazzmoderne in New York. Er war an vielen Stellen dabei und nun, da es auf seinen 77. Geburtstag zugeht, nimmt er sich die Freiheit, dezent, aber bestimmt das Trio des Pianisten Aaron Parks zu dominieren.

Der wiederum freut sich, mit einer Legende wie Hart arbeiten zu können, obwohl selbst inzwischen gut positioniert in der zeitgenössischen amerikanischen Jazzwelt mit Bands wie James Farm. Fehlt noch Ben Street, ein Bassist mit viel Gestaltungskompetenz, aber wenig Lust auf Widerspruch. Mit dieser Konstellation entwickelt sich der Abend in der Unterfahrt auf der Grundlage des aktuellen Albums "Find The Way" an den Energielinien entlang, die der alte Herr vorgibt. Das hat durchaus Charme, denn man hört Hart die Erfahrung an, die durch die Trommelschläge hindurch klingt, den Spaß am Loslassen des Beats, an der wuchtigen Formung der Dynamik oder auch dem melodischen Spiel der Toms.

Ben Street und Aaron Parks wiederum folgen den Vorgaben und halten mit eigenen Kompositionen, dichten harmonischen Geflechten und einem Flow dagegen, der das latent Störrische des Schlagzeugs in eine eigene Form der Kommunikation über die Oberfläche hinweg übersetzt. So kann das Trio dann doch funktionieren, ohne dass sich die Charaktere aneinander reiben.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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