Es war einmal . . . der Soundtrack zum Kalten Krieg: "Remember Russia", "Cruise Missiles" oder "Red Skies Over Paradise". Fischer-Z machten in den frühen Achtzigern Wave-Musik für Intellektuelle. Dann wurde es still um sie. Am Montagabend spielten sie in der Freiheiz-Halle. Wieder so ein Revival halt, trauriger Abgesang von der musikalischen Reste-Rampe? Im Gegenteil: ein Konzertereignis. Was vor allem daran liegt, dass es eine Band Fischer-Z eigentlich nie gegeben hat. Fischer-Z, das war und sind der studierte Psychologe John Watts, seine Musik, seine Texte, seine Ironie. Und, ja, sein Charisma.
Im November hätte Watts eigentlich schon in München sein sollen. Verschoben wurde das Konzert seinerzeit wegen einer schweren Erkrankung des 60-Jährigen. Ebenso die Veröffentlichung seines 20. Studioalbums "This Is My Universe". Die Scheibe ließ - brüchige Stimme hin, düstere Melancholie her - Schlimmes befürchten, zumindest für eingefleischte Fischer-Z-Fans. Von denen gibt es 35 Jahre nach Watts' Erstling noch immer gar nicht so wenige, der Abend im vollen Freiheiz zeigt es. Durchschnittsalter? Nun, sagen wir: Frontman Watts ist unter seinesgleichen. Der Best-of-Teil des Konzerts gerät dann auch zur Karaoke-Party. Das Publikum ist textsicher, Zeile für Zeile. Auch bei eher abgelegenen Werken aus dem Watts'schen Œuvre, wie der wunderbar verschrobenen Hasstirade "Wax Dolls". Aus dem 81er-Stampfer "Berlin", einem der größten und musikalisch belanglosesten Fischer-Z-Hits macht der sichtlich wieder genesene und - nicht nur stimmlich - glänzend aufgelegte Watts mithilfe seiner dreiköpfigen neuen Band eine jazzige Pop-Oper.
Wenn er mal Teile seiner alten Texte vergisst - macht nichts, die Kumpels unten im Parkett singen einfach weiter: "Think it's time we had a change / Wouldn't that be strange / What a waste of time". Und John Watts grinst sich einen. Den Beweis hat er da schon längst angetreten: Auch ein New-Waver kann in Würde altern. Revival? Welches Revival?