Kurzkritik:Fünf Freunde

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Die Österreicher "Wanda" auf dem ersten Höhepunkt

Von Theresa Hein, München

Über die Dubliners sagte der irische Sänger Bono einmal: "Woran man eine großartige Band erkennen kann, ist letzten Endes nicht am Lärm, den sie macht. Sondern an der Art und Weise, wie die Band zusammensteht." Für keine Band in der deutschsprachigen Musiklandschaft trifft dies mehr zu als für die österreichische Band Wanda. Die fünf Musiker fallen sich auf der Bühne in die Arme, sie wischen sich den Schweiß mit ihren Lederjacken von der Stirn, und in jeder musikfreien Sekunde lachen sie, angesteckt vom Taumel im ausverkauften Backstage.

An diesem Abend hat man die seltene Gelegenheit, einem Pop-Konzert beiwohnen, das nicht nur von der Stimme (und den Tanzkünsten) eines extrovertierten Sängers profitiert, sondern wo sich auch jeder Instrumentalist zu Höchstleistungen aufschwingt. Bassist und Schlagzeuger, die für einen Großteil des charakteristischen Sounds verantwortlich sind, spielen sich die Seele aus dem Leib, Keyboarder und Gitarrist liefern überraschende Soli, für die auf dem Album kein Platz ist. Und der Sänger, diese sympathische Rampensau Marco Michael Wanda, ist stimmlich in Höchstform, schreit nach Luzia, Amore und Schnaps, dass es einen jeden im Publikum im Hals kratzt. Hier stehen keine Blender auf der Bühne, sondern schlicht sehr gute Musiker, die das Glück hatten, zu einer Gruppe zusammenzufinden - und in der funktioniert jeder mit jedem am denkbar besten. Deswegen singen sie auch zu fünft "Sterben wirst du leider in Wien", im Refrain, "Es ist so schön bei dir", und von Tantes "Amore in Bologna".

Die jungen Männer sind auf dem Höhepunkt ihres ersten Karriereabschnitts. Sie sind an einem Punkt, an dem viele junge Bands an Streitigkeiten scheitern, an Alkohol, Drogen, Tourstress und der Überforderung des plötzlichen Erfolgs. An diesem Abend wünscht man Wanda nichts sehnlicher, als dass sie sich das, was sie sich erarbeitet haben, nicht kaputt machen lassen: Ihre Band. Bitte bleibt Freunde, es ist so schön bei euch!

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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