Kurzkritik:Auf der Bettkante

Neue Münchner Schauspielschule macht Theater im Hotel

Von Petra Hallmayer, München

Eine "Weltneuheit" kündigt uns die Event-Managerin (Ursula Berlinghof) von Win-Win-Entertainment an. Bei der Premiere von "Zimmer 1-10" macht die Neue Münchner Schauspielschule das Hotel Arcona Living zum Theater. In dessen Zimmern können wir erst einzeln, dann in Gruppen Miniszenen aus Filmklassikern und zeitgenössischen Stücken erleben. C.G. Jungs Geliebte Sabina Spielrein führt uns in Zimmer Nummer 5, wo sie uns mit fiebrig flackernden Augen die Wurzeln ihrer dunklen Begierde enthüllt. In Zimmer Nummer 3 finden wir uns allein mit dem "Psycho"-Killer Norman Bates wieder, der mit den mörderischen Wünschen seiner Mutter ringt, kurz verschwindet und mit einem Messer und blutigen Händen aus der Dusche zurückkehrt.

Der Reiz von Vincent Kraupners Inszenierung, deren Rahmenhandlung mit moderner Selbstvermarktung von Schauspielern spielt, liegt in der Intimität der Begegnungen, wenn etwa Alice aus Kubricks "Eyes Wide Shut" nur eine Armlänge entfernt im Bett erwacht und ihre erotischen Träume schildert. Allein der Spaß wird durch logistische Schwächen gedämpft. So dauert die "Auktion" mit der Zuschauer auf die Räume verteilt werden, viel zu lange. Als Pausenclowns servieren ein Dumpfbacken-Touristenpaar und ein von Dating-Katastrophen geplagtes Mädel krachige Scherze. Durch die Warteschleifen flaut die freudige Spannung ab, mit der der Abend begann. "Zimmer 1-10" trumpft mit einer witzigen Idee auf, die eine tolle Übung für Schauspielstudenten ist - am Timing aber muss noch gearbeitet werden.

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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