Kurz, aber intensiv:Mit Konventionen brechen

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Kuratorin Nina Hümpel gibt das Programm von Dance 2017 bekannt

Von Eva-Elisabeth Fischer, München

So wie das Programm ausschaut, kann sich jeder freuen - nicht nur der Kulturreferent. Nina Hümpel, Kuratorin der Tanzbiennale Dance, wagt sechs Uraufführungen, das sind fast ein Drittel der 20 Produktionen, die in 130 Vorstellungen an nur elf Tagen vom 11. bis zum 21. Mai gezeigt werden. "Kurz, aber intensiv," nennt Hans-Georg Küppers die geballte Ladung an Zeitgenössischem, "die unser Denken in Bewegung setzen soll" und die eine Notwendigkeit für München sei.

Es sind lauter gute Nachrichten, von denen es zu berichten gibt. Zunächst einmal, was die Finanzen anlangt, denn der Etat des Festivals wurde auf 633 000 Euro aufgestockt und profitiert von einem Überhang an Euros von Dance 2015. Außerdem funktionieren die diversen Kooperationen wie geschmiert. Das Residenztheater, die Kammerspiele, das Gärtnerplatztheater, der Gasteig, die Muffathalle und die Münchner freie Szene sind verlässliche Partner. Wie auch im Ausland die Tanzstadt Montreal, deren Präsenz bei Dance seit dem Jahr 2000 fast schon Tradition ist. Diesmal kommt eine neue Tänzer- und Choreografen-Generation aus Kanada. Und auch aus China in Gestalt eines Choreografen namens Yang Zhen. Er beschäftigt sich, anders als die meisten seiner Kollegen, nicht nur mit Stil und Perfektion, sondern mit den gesellschaftlichen Problemen seines Landes, zum Beispiel dem skandalösen Umgang mit Minderheiten.

Letztlich entscheiden ja die Inhalte über das Gelingen eines Festivals - und das in ihrem Zusammenspiel. Absichtsvoll mit Konventionen zu brechen, das eint das Gros der Eingeladenen, wobei politische Einlassungen unbedingt dazu gehören. Politisch waren und sind auch die Arbeiten aller guten Bekannten, die auf dem Programm stehen, Wim Vandekeybus etwa, VA Wölfs Gruppe Neuer Tanz oder die beiden Israelis Emanuel Gat und Sharon Eyal. Zum zweiten Mal im Programm gelistet: der exzentrische Amerikaner Trajall Harrell.

Ein Politikum ist ganz gewiss auch die Ausstellung, die die Tänzerin und Tanzwissenschaftlerin Brygida Ochaim zusammen mit Dance-Dramaturgin Katja Schneider präsentiert unter dem Titel "Tanz in München - Archiv in Bewegung" - Gedächtnis wird sichtbar gemacht, wozu die Choreografin Mia Lawrence bewegtes Live-Anschauungsmaterial beisteuert. Schneider, Dozentin an der LMU, plant darüberhinaus ein Symposion mit dem anschaulichen Titel "Das Rauschen unter der Choreografie. Überlegungen zu ,Stil'", wobei sich ihre Überlegungen über den Tanz hinaus Richtung Mode und Design erstrecken.

Anfang März erscheint das Programmheft von Dance 2017. Als Eröffnungsvorstellung steht Richard Siegal mit seinem Ballet of Difference drin mit einer Uraufführung, auf die sich bestimmt nicht nur die Münchner freuen.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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