Wie viele dieser Orte mag es wohl geben, an denen sich eine Bühne samt Zuschauerreihen aufbauen lässt? Solche, die noch nie bespielt worden sind. Und die eine besondere Atmosphäre haben. Die Veranstalter des Kultursommers Garmisch-Partenkirchen haben sich dieses Jahr für einen besonderen Spielort entschieden: die Puit, eine Wiese, von der man den ganzen Ort überblickt.
"Das verkaufte Dorf", ein Volksstück nach dem gleichnamigen Roman von Fritz Müller-Partenkirchen wird dort uraufgeführt, inszeniert von Harald Helfrich (Premiere am 30. August). Darin geht es um Grundstücksspekulanten, die Hotels und Kurhäuser in einem Dorf ansiedeln wollen. Ein immer noch aktuelles Thema also, das der Autor bereits vor knapp 90 Jahren aufgeschrieben hat. Der Kultursommer will das indes nicht als Hommage auf die Weitsichtigkeit des Dichters verstanden wissen. Müller-Partenkirchen war kein begnadeter Autor, der zudem das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterschrieben hat. Trotzdem sei er in den Köpfen der Einheimischen, sagt der künstlerische Leiter Georg Büttel. Eine Ausstellung und ein Werkstattgespräch sollen die Inszenierung kritisch begleiten.
Natürlich wird das Spiel auf der Puit nicht das einzige bleiben. Für Kinder und Familien inszeniert Angela Hundsdorfer "Der kleine Prinz" nach Antoine de Saint-Exupéry (Premiere: 23. August). Von ihr stammt auch die Stückfassung der Geschichte, die Michael Ende zu einer seiner Lieblingsstoffe zählte. Als Gustostück hat sich Georg Büttel, der auch für Regie und Fassung zuständig ist, "Die Wirtin" ausgesucht, frei nach Carlo Goldonis "Mirandolina" (Premiere: 3. September).
Vier bayerische Dienstage, unter anderen mit den Kabarettisten Tom Kreß und Josef Brustmann, ergänzen die Theaterabende. Ebenso die Reihe Musik & Kabarett, bei der Gerd Anthoff, Conny Glogger und Michael Lerchenberg Opernarien auf Bairisch zum Besten geben oder Eva Mattes Theater- und Film-Songs. Hinzu kommt das Bergfestival am Wank, unter anderen mit Claudia Koreck.
Eröffnet wird der Kultursommer abermals mit einer Michael-Ende-Woche. Anlässlich des 20. Todestages des Schriftstellers gibt es einen Festakt im Olympiasaal bei freiem Eintritt am 28. August, 19.30 Uhr. Schwerpunkt der Festwochen ist die oben besprochene Sonderausstellung in der Galerie des Marktes. Anders als die Puit ist diese dank eines Dachs wetterfest. Wobei sich die Veranstalter bislang vom Wetter nicht weiter beeindrucken lassen: Im vergangenen Jahr ging es auf eine Alm - im Schneeregen.
Kultursommer Garmisch-Partenkirchen , Sa., 22. Aug., bis 24. Sep., www.kultursommer-gapa.de