Kritik:Krieg am Biertisch

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Zweiter Teil einer mutigen Trilogie: In Ivana Sajkos Monolog "Bombenfrau" steigert sich Susan Hecker in eine Rolle als Attentäterin hinein. (Foto: Christian Flamm)

Ein aufregendes Theater-Triptychon in Wasserburg

Von Egbert Tholl, Wasserburg

Der Text ist 30 Jahre alt und böse. Es herrscht darin ein Krieg der Bürger, es treten auf die Herren Stockhausen, Stammheimer und Heidegger, mithin ein Resthauch Kultur, das auch, vor allem aber sabbeln, brabbeln, fluchen und quasseln sie über das Deutschland von einst und das der Gegenwart, also 1986, sie fabulieren über Hitler, Nazis, ein bisschen über 1968, den deutschen Herbst und darüber, dass sie mit dem Hund raus müssen, wenn der kacken muss. Sie sind Bürger, sie sind sich selbst genug und sie sind grässlich. "Heiliger Krieg" schrieb Rainald Goetz als ersten Teil seiner Wut-Trilogie, die den Namen "Krieg" trägt, die deutsche Gesellschaft meint und sie zerlegt bis zur Auflösung des Individuums. Sie wurde mal aufgeführt, in Gänze, das dauerte neun Stunden und muss wohl einer lang anhaltenden Explosion gleichgekommen sein. Nun taucht "Heiliger Krieg" wieder auf, als erster Teil einer Trilogie anderer Art am Theater Wasserburg, die keineswegs optimistischer, gleichwohl aber faszinierend ist.

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